Montag, 15. November 2010
Schwache Innerlichkeit
"Zerstreute Gedanken, überflüssige, unerwogene Worte, eine Ungeduld bei der Einsamkeit, zerstreute Gebete, zwecklose Verschleuderung der Zeit, passives halbbewußtes Träumen, — alles dieß ist Mangel an innerer Sammlung. Derselbe lockert unsere Verbindung mit Gott, er stumpft unser Gefühl feiner Gegenwart, ab, er entmannt die Seele, und erschlafft alle ihre Kräfte, wie wenn wir eine schädliche Arznei verschluckt hätten. Selbst in unserer Einsamkeit können wir geistig nicht gesammelt sein; denn das Stillschweigen für sich allein sichert die innere Sammlung nicht." (Frederick William Faber: Geistliche Reden)
Wir, die mit dem Entschlusse anfingen, Heilige zu werden, — wo stehen wir jetzt?
"Weil wir eine Bürde fühlen, so schließen wir, daß wir zu viel auf uns genommen haben. Wir haben uns unkluger Weise gegen Gott verbindlich gemacht. Wir müssen uns zurückziehen, so lange wir können. Wir müssen unsere Stunden des Gebets abkürzen. Wir müssen einige unserer kleinen Abtötungen aufgeben, weil sie, wenn auch sehr klein, überaus lästig sind. Wir denken, wie ein Mensch, welcher es nicht für nötig hält, die Fasten zu halten, weil das Fasten ihn schwächt, und mehr oder weniger auf seine Gesundheit wirkt, was es natürlich innerhalb gewisser Grenzen thun sollte. In unsern Zeiten des Überdrusses kommen wir ein wenig den Berg herab, und setzen uns auf eine etwas niedrigere Anhöhe, und klatschen uns Beifall über unsere zeitgemäße Klugheit. Ach, viele kleine Schritte abwärts, machen mit der Zeit eine bedeutende Strecke abwärts, und wir, die mit dem Entschlusse anfingen, Heilige zu werden, — wo stehen wir jetzt?" (Frederick William Faber, Geistliche Reden)
Mittwoch, 22. September 2010
Nie schritt Christus mächtiger durch diese Erdenzeit
O Gott,
die Zeit ist voller Bedrängnis,
die Sache Christi liegt wie im Todeskampf.
Und doch - nie schritt Christus mächtiger
durch diese Erdenzeit,
nie war sein Kommen deutlicher,
nie seine Nähe spürbarer,
nie sein Dienst köstlicher als jetzt.
Darum lasst uns in diesen Augenblicken des Ewigen,
zwischen Sturm und Sturm,
in der Erdenzeit zu Dir beten:
O Gott,
Du kannst das Dunkel erleuchten,
Du kannst es allein!
(sel. John Henry Newman)
die Zeit ist voller Bedrängnis,
die Sache Christi liegt wie im Todeskampf.
Und doch - nie schritt Christus mächtiger
durch diese Erdenzeit,
nie war sein Kommen deutlicher,
nie seine Nähe spürbarer,
nie sein Dienst köstlicher als jetzt.
Darum lasst uns in diesen Augenblicken des Ewigen,
zwischen Sturm und Sturm,
in der Erdenzeit zu Dir beten:
O Gott,
Du kannst das Dunkel erleuchten,
Du kannst es allein!
(sel. John Henry Newman)
Samstag, 21. August 2010
Adeamus cum fiducia ad thronum gratiae
Montag, 31. Mai 2010
Fronleichnam
Das Niederknien vor der Eucharistie ist Bekenntnis der Freiheit: Wer sich vor Jesus niederkniet, kann und darf sich vor keiner noch so starken irdischen Macht niederwerfen. Wir Christen knien nur vor dem Allerheiligsten Sakrament, weil wir wissen und glauben, daß in ihm der einzige wahre Gott gegenwärtig ist, der die Welt geschaffen und so sehr geliebt hat, daß er seinen einzigen Sohn hingab (vgl. Joh 3,16).
(Papst Benedikt XVI., Fronleichnamspredigt 2008)
Fronleichnam - Bulle zur Einführung des Festes
Bulle
„Transiturus de hoc mundo“
zur Einführung des Fronleichnamsfestes
Papst Urban IV.
11. August 1264
Urban, Bischof, Knecht der Knechte Gottes, an Unsere ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Erzbischöfe und andere Prälaten der Kirche.
Als unser Herr und Heiland Jesus Christus ehe er die Welt verlassen und zu seinem Vater zurückkehren wollte, am Abende vor seinem leiden mit seinen Jüngern das Abendmahl genossen hatte, setzte er das allerheiligste, kostbarste Sakrament seines Leibes und Blutes ein, in welchem er uns seinen Leib zur Speise, und sein Blut zum Trank gab. Denn sooft wir von diesem Brot essen und von diesem Kelch trinken, verkündigen wir den Tod des Herrn. Bei der Einsetzung dieses Geheimnisses sagte er zu seinen Jünger: “Tut dies zu meinem Gedächtnis,” indem er ihnen zu erkennen geben wollte, dass das große und verehrungswürdige Sakrament, das er eben eingesetzt hat, das vorzüglichste und bedeutendste Andenken seiner unendlichen Liebe gegen uns sei, ein bewunderungswürdiges, angenehmes, liebliches, süßes und über alles kostbare Andenken, in dem alle Gnadenbezeigungen erneuert, alle Wunder übertroffen sind, in dem man alle Ergötzung, alles Liebliche und das sicherste Pfand des ewigen Lebens finden kann.
Es ist das süßeste, heiligste und heilsamste Andenken, das uns die glücklichsten Augenblicke unserer Erlösung zurückruft, das uns vom Bösen zurückhält und im Guten stärkt, das in uns das Wachstum der Tugend und des Heiles fördert und das uns endlich auf den Pfaden des Himmels leitet und darauf erhält. Die anderen Geheimnisse, welche die Kirche verehrt, beten wir im Geist und in der Wahrheit an, aber bei keinem erfreuen wir uns der Gegenwart des Herrn; nur im Andenken des heiligen Abendmahls ist Jesus Christus wahrhaftig gegenwärtig und wahrhaft mit uns; denn als er zum Himmel emporstieg, sagte er zu seinen Aposteln und Schülern: “Seht, ich bin bei euch bis an das Ende der Welt,” um sie so über seine Abwesenheit zu trösten und ihnen zu versichern, dass er stets auch körperlich in ihrer Mitte weile.
O würdiges und ewig verehrungswürdiges Andenken, das uns erinnert, dass der Tod seinen Stachel verloren, und dass wir vom Untergang gerettet sind, seitdem der an dem Kreuzesstamm geheftete, belebende Leib des Herrn uns das Leben wiedergegeben hat. Es ist ein ruhmwürdiges Andenken, welches die Gläubigen mit heilsamer Freude erfüllt, und in ihrer Freudenergießung sie Tränen des Dankes weinen macht. Wir triumphieren bei dem Andenken unserer Erlösung, und uns hiebei an den Tod Jesu, - welcher uns erkauft hat, - erinnernd, können wir uns der Tränen nicht enthalten.
Bei diesem Andenken, welches uns Freude bereitet und Tränen entlockt, freuen wir uns weinend und weinen frohlockend, weil unser Herz im Andenken an eine so großen Wohltat in Wonne schwimmt, und wir in der gerechtesten Dankbarkeit, die wir demselben schulden, unsere Tränen nicht zurückhalten können.
O unermessliche, göttliche Liebe! O übergroßes Mitleid unseres Gottes, o staunenswertes Wunder seiner Freigebigkeit! Nicht genug, dass er uns zu Herren der Erdengüter gemacht, hat er auch alle Geschöpfe unserer Herrschaft unterworfen. Auch damit hat sich seine Barmherzigkeit noch nicht beschränkt, sondern er hat den Menschen noch zu der Würde erhoben, dass er ihnen Engel zum Schutz gegeben, himmlische Geister zu seinem Dienst bestellt hat, um die Auserwählten zum Besitz des Erbes zu führen, welches ihnen im Himmel bereitet ist. Nach so vielen glänzenden Zeugnissen seiner Herrlichkeit, hat er uns noch mehr Proben seiner unaussprechlichen Barmherzigkeit erzeigt und sich selbst dahingegeben. Alle Fülle der Gnaden und alles Maß der Liebe überschreitend, bietet er sich selbst zur Speise und zum Tranke dar!
O erhabene und wunderbare Freigebigkeit, in der der Geber die Gabe ist, und dieser derjenige selber ist, welcher sie gibt. O Freigebigkeit ohne Gleichen, wenn jemand sich selbst dahingibt. Unser Gott hat sich also uns zur Speise gegeben, weil der zum Tod verdammte Mensch nur durch dieses Mittel wieder zum Leben gelangen konnte. Von der verbotenen Frucht genießend, war er dem Tode verfallen, und durch den Genuss vom Baume des Lebens wurde er wiedererkauft. In jener war die Angel des Todes, in diesem die Speise des Lebens. Indem er jene aß, wurde er verwundet, und der Genuss dieser machte ihn gesund; der Genuss hat verwundet, der Genuss hat geheilt. die Heilung ist aus demselben hervorgegangen, welches die Wunde verursachte, und was uns den Tod brachte, hat uns das Leben zurückgegeben. Denn von jenem ist gesagt: “An dem Tage, da ihr davon esset, werdet ihr des Todes sterben,” und von diesem: “Wer von diesem Brot isst, der wird ewig leben.”
O wesentliche Speise, die nicht den Körper, sondern das Herz, nicht das Fleisch sondern die Seele vollkommen sättigt und wahrhaft nährt. Unser mitleidiger Erlöser, der wusste, dass dem Menschen eine geistliche Nahrung fehle, hat durch diese mitleidige und barmherzige Anordnung ihm die edelste und kräftigste Seelenspeise, welche es auf der Welt geben kann, bereitet. Auch war es die geeignetste Freigebigkeit und ein der Barmherzigkeit angemessenes Werk, dass das ewige Wort Gottes, welches die wahre Speise und wahre Mahlzeit der vernünftigen Kreatur ist, nachdem es Fleisch geworden, sich auch dem Fleische und Körper, das heißt dem Menschen zur Nahrung gab. Der Mensch hat Engelbrot gegessen, und deswegen sagt unser Herr: “Mein Fleisch ist die wahre Speise.” Dieses göttliche Brot wird gegessen, aber es verändert sich nicht, weil es in demjenigen, der es genießt, keine andere Gestalt annimmt. Wenn man es würdig empfängt, wandelt derjenige, der es auf diese Art genießt, sich in ihm.
O vortreffliches, anbetungswürdiges und ehrwürdiges Sakrament, das man nicht genug verehren und verherrlichen, nicht genug rühmen, dessen Verdienste man nicht genug erheben kann. O Sakrament, das würdig ist, aus Herzensgrund verehrt, aus dem innigsten Gefühl geliebt, und würdig ist, mit unauslöschlichen Zügen unserem Gedächtnis aufs Tiefste eingegraben zu werden. O alleredelstes Andenken, das man allerorten rühmen und verkünden muss, an das sich alle Christen mit dem Gefühl der größten Dankbarkeit erinnern sollen, welches man nicht genugsam betrachten, nicht würdig genug verehren kann.
Wir sind daher verpflichtet, uns ein immerwährendes Andenken an dieses hochheilige Sakrament zu bewahren, damit wir denjenigen beständig vor Augen haben, der uns diese unschätzbare Wohltat anbietet; denn je mehr man die Gaben betrachtet, desto mehr schätzt man denjenigen, der sie gegeben hat. Aber obgleich sein Andenken täglich im heiligen Messopfer begangen wird, halten wir es doch, um die Untreue und den Wahnsinn der Ketzer zu beschämen, für gerecht, wenigstens einmal im Jahr ein besonderes glänzendes Fest zu diesem Zweck zu feiern. An dem Tag an dem Jesus Christus dieses Sakrament ensetzte, ist die Kirche mit der Aussöhnung der Sünder, mit der Konsekration des heiligen Chrisams, der Fußwaschung und anderen Geheimnissen beschäftigt, so dass für die würdige Verehrung des erhabensten Sakramentes die erforderliche Zeit nicht vorhanden ist, weshalb es notwendig sein wird, hiefür einen anderen Tag zu bestimmen. Endlich ist es auch hinsichtlich der Heiligen kirchlicher Gebrauch, dass obgleich sie täglich in Gebeten, Litaneien, in der heiligen Messe und bei anderen Gelegenheiten verehrt werden, ihnen doch noch besondere Festtage gewidmet sind.
Da aber an diesen Tagen die ihnen gebührende Verehrung bisweilen wegen häuslicher Geschäfte oder auch aus menschlicher Schwäche unterlassen wird, so hat unsere Mutter, die heilige Kirche, einen gewissen Tag zum allgemeinen Gedächtnis aller Heiligen bestimmt, damit bei dieser Feier die allenfalls vorgekommenen Unterlassungen wieder gut gemacht werden. Wenn nun dieses schon in der Kirche eingeführt ist, um wie viel mehr sind wir nicht hiezu gegen das belebende Sakrament des Leibes und Blutes Jesu Christi, das die Glorie und die Krone aller Heiligen ist, verbunden? Man wird dabei den Vorteil genießen, durch frommen Eifer hierin das zu ergänzen und gut zu machen, was bei den übrigen Messopfern unterlassen wurde. Die Gläubigen werden beim Herannahen dieses Festes sich ihrer begangenen Fehler erinnern und an demselben in Demut und vom Ganzen Herzen Gott für die Unehrerbietigkeit oder Nachlässigkeit, mit welcher sie dem Heiligsten Messopfer beiwohnten, um Vergebung bitten.
Wirklich haben wir ehemals, als wir noch mit einer geringeren Würde bekleidet waren, vernommen, dass es einigen Katholiken göttlicher Weise geoffenbart worden, dass das Fronleichnamsfest allgemein in der ganzen Kirche gefeiert werden sollte.
Wir haben es daher, um den wahren Glauben zu stärken und zu erhöhen, für recht und billig gehalten, zu verordnen, dass außer dem täglichen Andenken, das die Kirche diesem heiligen Sakrament bezeigt, alle Jahre auf einen gewissen Tag noch ein besonderes Fest, nämlich auf den fünften Wochentag nach der Pfingstoktav, gefeiert werde, an welchem Tag das fromme Volk sich beeifern wird, in großer Menge in unsere Kirchen zu eilen, wo von den Geistlichen und Laien voll heiliger Freude Lobgesänge erschallen. An diesem heiligen Tage sollen aus dem Herzen der Gläubigen, aus ihrem Mund und von ihren Lippen Freudenhymnen ertönen. An diesem denkwürdigen Tage soll der Glaube triumphieren, die Hoffnung sich erheben, die Barmherzigkeit glänzen, die Frömmigkeit frohlocken, unsere Tempel von Freudengesängen widerhallen und die reinen Seelen vor Freude erzittern. Mögen an diesem Tage der Andacht alle Getreuen mit Herzensfreude in unsere Kirchen eilen, mit unbegrenztem Gehorsam sich da ihrer Pflichten entledigen, und so auf eine würdige Weise dieses große Fest begehen. Möge es Gott gefallen, sie zu einem so heiligen Eifer zu entflammen, dass sie durch Ausübung ihrer Frömmigkeit bei demjenigen, welcher sie wieder erkauft hat, am Verdienste zunehmen. Möge dieser Gott, der sich ihnen zur Speise gibt, auch ihr Lohn in der anderen Welt sein.
Daher tun wir Euch kund und ermahnen Euch im Namen des Herrn und durch diese apostolische Anordnung, wir befehlen Euch kraft des heiligen Gehorsams und schärfen euch ein, alle Jahre am fünften oben benannten Wochentag ein so herrliches Fest in allen Kirchen und Orten Eures Bistums feiern zu lassen. Weiter befehlen wir Euch, Eure Untergebenen durch Euch und andere zu ermahnen, sich Sonntags vorher durch eine vollkommene und aufrichtige Beichte, durch Almosen, Gebete und andere gute Werke, welche an diesem Tage des allerheiligsten Sakramentes Gott wohlgefällig sind, sich so vorzubereiten, dass sie dasselbe mit Ehrfurcht genießen, und dadurch eine neue Vermehrung der Gnade erlangen können.
Und da wir die Gläubigen auch durch geistliche Gaben zur Feier und Verehrung dieses Festes aneifern wollen, bewilligen wir jeglichem, der wahrhaftig reumütig beichtend an diesem Tage dem Frühgottesdienst, oder der Messe oder der Vesper beiwohnt, hundert Tage Ablass; jeglichem, der der Prim, Terz, Sext, Non und Komplet beiwohnt, vierzig Tage für jede dieser Stunden.
Überdies erlassen wir allen, welche während der Oktav dem Frühgottesdienst, der Vesper und Messe beiwohnen, gestützt auf die barmherzige Allmacht Gottes und im Vertrauen auf die Autorität der heiligen Apostel Petrus und Paulus, jedesmal hundert Tage an den Bußen, welche ihnen auferlegt sind.
URBANUS PP. IV
Quelle: Ott, Georg, Eucharisticum, Regensburg 1869, S. 207-209
„Transiturus de hoc mundo“
zur Einführung des Fronleichnamsfestes
Papst Urban IV.
11. August 1264
Urban, Bischof, Knecht der Knechte Gottes, an Unsere ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Erzbischöfe und andere Prälaten der Kirche.
Als unser Herr und Heiland Jesus Christus ehe er die Welt verlassen und zu seinem Vater zurückkehren wollte, am Abende vor seinem leiden mit seinen Jüngern das Abendmahl genossen hatte, setzte er das allerheiligste, kostbarste Sakrament seines Leibes und Blutes ein, in welchem er uns seinen Leib zur Speise, und sein Blut zum Trank gab. Denn sooft wir von diesem Brot essen und von diesem Kelch trinken, verkündigen wir den Tod des Herrn. Bei der Einsetzung dieses Geheimnisses sagte er zu seinen Jünger: “Tut dies zu meinem Gedächtnis,” indem er ihnen zu erkennen geben wollte, dass das große und verehrungswürdige Sakrament, das er eben eingesetzt hat, das vorzüglichste und bedeutendste Andenken seiner unendlichen Liebe gegen uns sei, ein bewunderungswürdiges, angenehmes, liebliches, süßes und über alles kostbare Andenken, in dem alle Gnadenbezeigungen erneuert, alle Wunder übertroffen sind, in dem man alle Ergötzung, alles Liebliche und das sicherste Pfand des ewigen Lebens finden kann.
Es ist das süßeste, heiligste und heilsamste Andenken, das uns die glücklichsten Augenblicke unserer Erlösung zurückruft, das uns vom Bösen zurückhält und im Guten stärkt, das in uns das Wachstum der Tugend und des Heiles fördert und das uns endlich auf den Pfaden des Himmels leitet und darauf erhält. Die anderen Geheimnisse, welche die Kirche verehrt, beten wir im Geist und in der Wahrheit an, aber bei keinem erfreuen wir uns der Gegenwart des Herrn; nur im Andenken des heiligen Abendmahls ist Jesus Christus wahrhaftig gegenwärtig und wahrhaft mit uns; denn als er zum Himmel emporstieg, sagte er zu seinen Aposteln und Schülern: “Seht, ich bin bei euch bis an das Ende der Welt,” um sie so über seine Abwesenheit zu trösten und ihnen zu versichern, dass er stets auch körperlich in ihrer Mitte weile.
O würdiges und ewig verehrungswürdiges Andenken, das uns erinnert, dass der Tod seinen Stachel verloren, und dass wir vom Untergang gerettet sind, seitdem der an dem Kreuzesstamm geheftete, belebende Leib des Herrn uns das Leben wiedergegeben hat. Es ist ein ruhmwürdiges Andenken, welches die Gläubigen mit heilsamer Freude erfüllt, und in ihrer Freudenergießung sie Tränen des Dankes weinen macht. Wir triumphieren bei dem Andenken unserer Erlösung, und uns hiebei an den Tod Jesu, - welcher uns erkauft hat, - erinnernd, können wir uns der Tränen nicht enthalten.
Bei diesem Andenken, welches uns Freude bereitet und Tränen entlockt, freuen wir uns weinend und weinen frohlockend, weil unser Herz im Andenken an eine so großen Wohltat in Wonne schwimmt, und wir in der gerechtesten Dankbarkeit, die wir demselben schulden, unsere Tränen nicht zurückhalten können.
O unermessliche, göttliche Liebe! O übergroßes Mitleid unseres Gottes, o staunenswertes Wunder seiner Freigebigkeit! Nicht genug, dass er uns zu Herren der Erdengüter gemacht, hat er auch alle Geschöpfe unserer Herrschaft unterworfen. Auch damit hat sich seine Barmherzigkeit noch nicht beschränkt, sondern er hat den Menschen noch zu der Würde erhoben, dass er ihnen Engel zum Schutz gegeben, himmlische Geister zu seinem Dienst bestellt hat, um die Auserwählten zum Besitz des Erbes zu führen, welches ihnen im Himmel bereitet ist. Nach so vielen glänzenden Zeugnissen seiner Herrlichkeit, hat er uns noch mehr Proben seiner unaussprechlichen Barmherzigkeit erzeigt und sich selbst dahingegeben. Alle Fülle der Gnaden und alles Maß der Liebe überschreitend, bietet er sich selbst zur Speise und zum Tranke dar!
O erhabene und wunderbare Freigebigkeit, in der der Geber die Gabe ist, und dieser derjenige selber ist, welcher sie gibt. O Freigebigkeit ohne Gleichen, wenn jemand sich selbst dahingibt. Unser Gott hat sich also uns zur Speise gegeben, weil der zum Tod verdammte Mensch nur durch dieses Mittel wieder zum Leben gelangen konnte. Von der verbotenen Frucht genießend, war er dem Tode verfallen, und durch den Genuss vom Baume des Lebens wurde er wiedererkauft. In jener war die Angel des Todes, in diesem die Speise des Lebens. Indem er jene aß, wurde er verwundet, und der Genuss dieser machte ihn gesund; der Genuss hat verwundet, der Genuss hat geheilt. die Heilung ist aus demselben hervorgegangen, welches die Wunde verursachte, und was uns den Tod brachte, hat uns das Leben zurückgegeben. Denn von jenem ist gesagt: “An dem Tage, da ihr davon esset, werdet ihr des Todes sterben,” und von diesem: “Wer von diesem Brot isst, der wird ewig leben.”
O wesentliche Speise, die nicht den Körper, sondern das Herz, nicht das Fleisch sondern die Seele vollkommen sättigt und wahrhaft nährt. Unser mitleidiger Erlöser, der wusste, dass dem Menschen eine geistliche Nahrung fehle, hat durch diese mitleidige und barmherzige Anordnung ihm die edelste und kräftigste Seelenspeise, welche es auf der Welt geben kann, bereitet. Auch war es die geeignetste Freigebigkeit und ein der Barmherzigkeit angemessenes Werk, dass das ewige Wort Gottes, welches die wahre Speise und wahre Mahlzeit der vernünftigen Kreatur ist, nachdem es Fleisch geworden, sich auch dem Fleische und Körper, das heißt dem Menschen zur Nahrung gab. Der Mensch hat Engelbrot gegessen, und deswegen sagt unser Herr: “Mein Fleisch ist die wahre Speise.” Dieses göttliche Brot wird gegessen, aber es verändert sich nicht, weil es in demjenigen, der es genießt, keine andere Gestalt annimmt. Wenn man es würdig empfängt, wandelt derjenige, der es auf diese Art genießt, sich in ihm.
O vortreffliches, anbetungswürdiges und ehrwürdiges Sakrament, das man nicht genug verehren und verherrlichen, nicht genug rühmen, dessen Verdienste man nicht genug erheben kann. O Sakrament, das würdig ist, aus Herzensgrund verehrt, aus dem innigsten Gefühl geliebt, und würdig ist, mit unauslöschlichen Zügen unserem Gedächtnis aufs Tiefste eingegraben zu werden. O alleredelstes Andenken, das man allerorten rühmen und verkünden muss, an das sich alle Christen mit dem Gefühl der größten Dankbarkeit erinnern sollen, welches man nicht genugsam betrachten, nicht würdig genug verehren kann.
Wir sind daher verpflichtet, uns ein immerwährendes Andenken an dieses hochheilige Sakrament zu bewahren, damit wir denjenigen beständig vor Augen haben, der uns diese unschätzbare Wohltat anbietet; denn je mehr man die Gaben betrachtet, desto mehr schätzt man denjenigen, der sie gegeben hat. Aber obgleich sein Andenken täglich im heiligen Messopfer begangen wird, halten wir es doch, um die Untreue und den Wahnsinn der Ketzer zu beschämen, für gerecht, wenigstens einmal im Jahr ein besonderes glänzendes Fest zu diesem Zweck zu feiern. An dem Tag an dem Jesus Christus dieses Sakrament ensetzte, ist die Kirche mit der Aussöhnung der Sünder, mit der Konsekration des heiligen Chrisams, der Fußwaschung und anderen Geheimnissen beschäftigt, so dass für die würdige Verehrung des erhabensten Sakramentes die erforderliche Zeit nicht vorhanden ist, weshalb es notwendig sein wird, hiefür einen anderen Tag zu bestimmen. Endlich ist es auch hinsichtlich der Heiligen kirchlicher Gebrauch, dass obgleich sie täglich in Gebeten, Litaneien, in der heiligen Messe und bei anderen Gelegenheiten verehrt werden, ihnen doch noch besondere Festtage gewidmet sind.
Da aber an diesen Tagen die ihnen gebührende Verehrung bisweilen wegen häuslicher Geschäfte oder auch aus menschlicher Schwäche unterlassen wird, so hat unsere Mutter, die heilige Kirche, einen gewissen Tag zum allgemeinen Gedächtnis aller Heiligen bestimmt, damit bei dieser Feier die allenfalls vorgekommenen Unterlassungen wieder gut gemacht werden. Wenn nun dieses schon in der Kirche eingeführt ist, um wie viel mehr sind wir nicht hiezu gegen das belebende Sakrament des Leibes und Blutes Jesu Christi, das die Glorie und die Krone aller Heiligen ist, verbunden? Man wird dabei den Vorteil genießen, durch frommen Eifer hierin das zu ergänzen und gut zu machen, was bei den übrigen Messopfern unterlassen wurde. Die Gläubigen werden beim Herannahen dieses Festes sich ihrer begangenen Fehler erinnern und an demselben in Demut und vom Ganzen Herzen Gott für die Unehrerbietigkeit oder Nachlässigkeit, mit welcher sie dem Heiligsten Messopfer beiwohnten, um Vergebung bitten.
Wirklich haben wir ehemals, als wir noch mit einer geringeren Würde bekleidet waren, vernommen, dass es einigen Katholiken göttlicher Weise geoffenbart worden, dass das Fronleichnamsfest allgemein in der ganzen Kirche gefeiert werden sollte.
Wir haben es daher, um den wahren Glauben zu stärken und zu erhöhen, für recht und billig gehalten, zu verordnen, dass außer dem täglichen Andenken, das die Kirche diesem heiligen Sakrament bezeigt, alle Jahre auf einen gewissen Tag noch ein besonderes Fest, nämlich auf den fünften Wochentag nach der Pfingstoktav, gefeiert werde, an welchem Tag das fromme Volk sich beeifern wird, in großer Menge in unsere Kirchen zu eilen, wo von den Geistlichen und Laien voll heiliger Freude Lobgesänge erschallen. An diesem heiligen Tage sollen aus dem Herzen der Gläubigen, aus ihrem Mund und von ihren Lippen Freudenhymnen ertönen. An diesem denkwürdigen Tage soll der Glaube triumphieren, die Hoffnung sich erheben, die Barmherzigkeit glänzen, die Frömmigkeit frohlocken, unsere Tempel von Freudengesängen widerhallen und die reinen Seelen vor Freude erzittern. Mögen an diesem Tage der Andacht alle Getreuen mit Herzensfreude in unsere Kirchen eilen, mit unbegrenztem Gehorsam sich da ihrer Pflichten entledigen, und so auf eine würdige Weise dieses große Fest begehen. Möge es Gott gefallen, sie zu einem so heiligen Eifer zu entflammen, dass sie durch Ausübung ihrer Frömmigkeit bei demjenigen, welcher sie wieder erkauft hat, am Verdienste zunehmen. Möge dieser Gott, der sich ihnen zur Speise gibt, auch ihr Lohn in der anderen Welt sein.
Daher tun wir Euch kund und ermahnen Euch im Namen des Herrn und durch diese apostolische Anordnung, wir befehlen Euch kraft des heiligen Gehorsams und schärfen euch ein, alle Jahre am fünften oben benannten Wochentag ein so herrliches Fest in allen Kirchen und Orten Eures Bistums feiern zu lassen. Weiter befehlen wir Euch, Eure Untergebenen durch Euch und andere zu ermahnen, sich Sonntags vorher durch eine vollkommene und aufrichtige Beichte, durch Almosen, Gebete und andere gute Werke, welche an diesem Tage des allerheiligsten Sakramentes Gott wohlgefällig sind, sich so vorzubereiten, dass sie dasselbe mit Ehrfurcht genießen, und dadurch eine neue Vermehrung der Gnade erlangen können.
Und da wir die Gläubigen auch durch geistliche Gaben zur Feier und Verehrung dieses Festes aneifern wollen, bewilligen wir jeglichem, der wahrhaftig reumütig beichtend an diesem Tage dem Frühgottesdienst, oder der Messe oder der Vesper beiwohnt, hundert Tage Ablass; jeglichem, der der Prim, Terz, Sext, Non und Komplet beiwohnt, vierzig Tage für jede dieser Stunden.
Überdies erlassen wir allen, welche während der Oktav dem Frühgottesdienst, der Vesper und Messe beiwohnen, gestützt auf die barmherzige Allmacht Gottes und im Vertrauen auf die Autorität der heiligen Apostel Petrus und Paulus, jedesmal hundert Tage an den Bußen, welche ihnen auferlegt sind.
URBANUS PP. IV
Quelle: Ott, Georg, Eucharisticum, Regensburg 1869, S. 207-209
Montag, 3. Mai 2010
Kreuzauffindung
Sonntag, 2. Mai 2010
Samstag, 13. März 2010
Seeschlacht
Hl. Basilius d. Gr.: „Womit sollen wir den gegenwärtigen Zustand der Kirche vergleichen? Er ist wahrhaft einer Seeschlacht ähnlich ...“
"Womit sollen wir den gegenwärtigen Zustand der Kirche vergleichen? Er ist wahrhaft einer Seeschlacht ähnlich ... Sieh in diesem Bild, schrecklich, auf beiden Seiten die zum Auslaufen bereite Flotte, und dann, wie der Zorn sich zur Unerbittlichkeit steigert und die Zusammentreffenden kämpfen. Nimm an, wenn Du willst, daß die Flotte durch einen gewaltigen Sturm in Verwirrung gerät und dichte Finsternis aus den Wolken die ganze Sicht ständig verdunkelt, so daß keine Unterscheidung zwischen Freund und Feind mehr möglich ist, da die Zeichen in der Wirrnis unkenntlich werden ... Denk Dir dazu den wirren, ununterscheidbaren Lärm, der dort das ganze Meer beherrscht; er stammt vom Brausen der Winde, vom Zusammenstoß der Schiffe, vom Rauschen der Wogen und dem Geschrei der Kämpfenden, die verschiedenste Schreie bei den Geschehnissen ausstoßen, so daß weder die Stimme eines Kapitäns noch eines Steuermanns zu hören ist; vielmehr herrschen entsetzliche Unordnung und Verwirrung, da das Übermaß an Unglück durch die Verzweiflung am Leben sie hemmungslos macht zu jeder Verirrung. Füge hinzu noch die unbezwingliche Krankheit der Ehrsucht, die es dahin bringt, daß, auch wenn das Schiff schon in die Tiefe sinkt, die Besatzung den Kampf um den Vorrang nicht aufgibt...
Ist diese Unruhe der Kirchen nicht grausamer als das Gewoge des Meeres? In ihr ist jede Grenze, die von den Vätern gezogen wurde, in Bewegung geraten, jeder Grundstein, jede Sicherheit der Lehren ist erschüttert. Alles löst sich auf; was sich über morschem Fundament erhebt, wankt. Übereinanderfallend stoßen wir uns gegenseitig nieder ... Eine wahrhaft finstere und traurige Nacht liegt über den Kirchen, da die Lichter der Welt, die Gott gesetzt hat, die Seelen der Völker zu erleuchten, verbannt wurden. Das Übermaß der Streitsucht untereinander raubt jenen jegliche Besinnung, während schon die Furcht vor der allgemeinen Auflösung droht ... Das harte Geschrei derer, die im Widerspruch verfeindet sind, das unverständliche Gerede und unentwirrbare Geräusch, das durch ein unaufhörliches Geschwätz entsteht, erfüllt schon fast die ganze Kirche. Dieses Geschwätz hat die gerade Lehre des Glaubens in Übertreibungen und Auslassungen verkehrt ...
Zuverlässiger als jede Vereinigung durch einen Schwur ist für eine gemeinsame Haltung die Einigkeit im Irrtum. Jedermann ist Theologe und hat doch eine Seele, die von tausend Schandflecken gezeichnet ist; deshalb haben Neuerungssüchtige die beste Gelegenheit zum Aufruhr; deshalb teilen solche, die sich selbst erwählt haben und Herrschsüchtige die Ämter der Kirche untereinander auf, während sie die Leitung des Heiligen Geistes mißachten. Da die Satzungen des Evangeliums durch die Unruhe zerrüttet sind, herrscht ein unaussprechliches Gedränge nach den "oberen Plätzen"; jeder, der sich zeigen will, erzwingt sich den Zugang zum Amt. Infolge der Herrschsucht ist ein schreckliche Herrschaftslosigkeit über die Völker hereingebrochen, denn die Ermahnungen der Vorsteher blieben völlig ohne Wirkung und Erfolg, da jedermann im Nebel seiner Unwissenheit meint, es sei für ihn nicht mehr verpflichtend, auf jemand zu hören, als über andere zu herrschen ... Überall ist die Liebe erkaltet und die Einigkeit unter Brüdern verschwunden; nicht einmal der Name der Eintracht wird noch gekannt. . ."
(hl. Basilius der Große, Über den Heiligen Geist, zitiert von 1.) von Joseph Ratzinger zum 50 jährigen Priesterjubiläum von Kardinal Frings, „Die Situation der Kirche heute - Hoffnungen und Gefahren“. Der Vortrag ist abgedruckt in Kölner Beiträge Heft 1, Hg. vom Presseamt des Erzbistums Köln, 1971, S. 9 – 22; 2.) Papst Benedikt XVI. Weihnachtsansprache „Expergiscere homo“ an das Kardinalskollegium vom 22.XII.2005: »Das heisere Geschrei derer, die sich im Streit gegeneinander erheben, das unverständliche Geschwätz, die verworrenen Geräusche des pausenlosen Lärms, all das hat fast schon die ganze Kirche erfüllt und so durch Hinzufügungen oder Auslassungen die rechte Lehre der Kirche verfälscht …« (vgl. De Spiritu Sancto, XXX, 77; PG32, 213 A; SCh 17bis, S. 524).)
"Womit sollen wir den gegenwärtigen Zustand der Kirche vergleichen? Er ist wahrhaft einer Seeschlacht ähnlich ... Sieh in diesem Bild, schrecklich, auf beiden Seiten die zum Auslaufen bereite Flotte, und dann, wie der Zorn sich zur Unerbittlichkeit steigert und die Zusammentreffenden kämpfen. Nimm an, wenn Du willst, daß die Flotte durch einen gewaltigen Sturm in Verwirrung gerät und dichte Finsternis aus den Wolken die ganze Sicht ständig verdunkelt, so daß keine Unterscheidung zwischen Freund und Feind mehr möglich ist, da die Zeichen in der Wirrnis unkenntlich werden ... Denk Dir dazu den wirren, ununterscheidbaren Lärm, der dort das ganze Meer beherrscht; er stammt vom Brausen der Winde, vom Zusammenstoß der Schiffe, vom Rauschen der Wogen und dem Geschrei der Kämpfenden, die verschiedenste Schreie bei den Geschehnissen ausstoßen, so daß weder die Stimme eines Kapitäns noch eines Steuermanns zu hören ist; vielmehr herrschen entsetzliche Unordnung und Verwirrung, da das Übermaß an Unglück durch die Verzweiflung am Leben sie hemmungslos macht zu jeder Verirrung. Füge hinzu noch die unbezwingliche Krankheit der Ehrsucht, die es dahin bringt, daß, auch wenn das Schiff schon in die Tiefe sinkt, die Besatzung den Kampf um den Vorrang nicht aufgibt...
Ist diese Unruhe der Kirchen nicht grausamer als das Gewoge des Meeres? In ihr ist jede Grenze, die von den Vätern gezogen wurde, in Bewegung geraten, jeder Grundstein, jede Sicherheit der Lehren ist erschüttert. Alles löst sich auf; was sich über morschem Fundament erhebt, wankt. Übereinanderfallend stoßen wir uns gegenseitig nieder ... Eine wahrhaft finstere und traurige Nacht liegt über den Kirchen, da die Lichter der Welt, die Gott gesetzt hat, die Seelen der Völker zu erleuchten, verbannt wurden. Das Übermaß der Streitsucht untereinander raubt jenen jegliche Besinnung, während schon die Furcht vor der allgemeinen Auflösung droht ... Das harte Geschrei derer, die im Widerspruch verfeindet sind, das unverständliche Gerede und unentwirrbare Geräusch, das durch ein unaufhörliches Geschwätz entsteht, erfüllt schon fast die ganze Kirche. Dieses Geschwätz hat die gerade Lehre des Glaubens in Übertreibungen und Auslassungen verkehrt ...
Zuverlässiger als jede Vereinigung durch einen Schwur ist für eine gemeinsame Haltung die Einigkeit im Irrtum. Jedermann ist Theologe und hat doch eine Seele, die von tausend Schandflecken gezeichnet ist; deshalb haben Neuerungssüchtige die beste Gelegenheit zum Aufruhr; deshalb teilen solche, die sich selbst erwählt haben und Herrschsüchtige die Ämter der Kirche untereinander auf, während sie die Leitung des Heiligen Geistes mißachten. Da die Satzungen des Evangeliums durch die Unruhe zerrüttet sind, herrscht ein unaussprechliches Gedränge nach den "oberen Plätzen"; jeder, der sich zeigen will, erzwingt sich den Zugang zum Amt. Infolge der Herrschsucht ist ein schreckliche Herrschaftslosigkeit über die Völker hereingebrochen, denn die Ermahnungen der Vorsteher blieben völlig ohne Wirkung und Erfolg, da jedermann im Nebel seiner Unwissenheit meint, es sei für ihn nicht mehr verpflichtend, auf jemand zu hören, als über andere zu herrschen ... Überall ist die Liebe erkaltet und die Einigkeit unter Brüdern verschwunden; nicht einmal der Name der Eintracht wird noch gekannt. . ."
(hl. Basilius der Große, Über den Heiligen Geist, zitiert von 1.) von Joseph Ratzinger zum 50 jährigen Priesterjubiläum von Kardinal Frings, „Die Situation der Kirche heute - Hoffnungen und Gefahren“. Der Vortrag ist abgedruckt in Kölner Beiträge Heft 1, Hg. vom Presseamt des Erzbistums Köln, 1971, S. 9 – 22; 2.) Papst Benedikt XVI. Weihnachtsansprache „Expergiscere homo“ an das Kardinalskollegium vom 22.XII.2005: »Das heisere Geschrei derer, die sich im Streit gegeneinander erheben, das unverständliche Geschwätz, die verworrenen Geräusche des pausenlosen Lärms, all das hat fast schon die ganze Kirche erfüllt und so durch Hinzufügungen oder Auslassungen die rechte Lehre der Kirche verfälscht …« (vgl. De Spiritu Sancto, XXX, 77; PG32, 213 A; SCh 17bis, S. 524).)
Joseph Cardinal Ratzinger: Kreuzwegmeditation 2005, 9. Station
„Herr, oft erscheint uns deine Kirche wie ein sinkendes Boot, das schon voll Wasser gelaufen und ganz und gar leck ist.“
„BETRACHTUNG
Was kann uns der dritte Fall Jesu unter dem Kreuz sagen? Wir haben an den Sturz des Menschen insgesamt gedacht, an den Abfall so vieler von Christus in einen gottlosen Säkularismus hinein. Müssen wir nicht auch daran denken, wie viel Christus in seiner Kirche selbst erleiden muß? Wie oft wird das heilige Sakrament seiner Gegenwart mißbraucht, in welche Leere und Bosheit des Herzens tritt er da oft hinein? Wie oft feiern wir nur uns selbst und nehmen ihn gar nicht wahr? Wie oft wird sein Wort verdreht und mißbraucht? Wie wenig Glaube ist in so vielen Theorien, wie viel leeres Gerede gibt es? Wie viel Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen, die im Priestertum ihm ganz zugehören sollten? Wie viel Hochmut und Selbstherrlichkeit? Wie wenig achten wir das Sakrament der Versöhnung, in dem er uns erwartet, um uns von unserem Fall aufzurichten? All das ist in seiner Passion gegenwärtig. Der Verrat der Jünger, der unwürdige Empfang seines Leibes und Blutes, muß doch der tiefste Schmerz des Erlösers sein, der ihn mitten ins Herz trifft. Wir können nur aus tiefster Seele zu ihm rufen: Kyrie, eleison - Herr, rette uns (vgl. Mt 8, 25).
GEBET
Herr, oft erscheint uns deine Kirche wie ein sinkendes Boot, das schon voll Wasser gelaufen und ganz und gar leck ist. Und auf deinem Ackerfeld sehen wir mehr Unkraut als Weizen. Das verschmutzte Gewand und Gesicht deiner Kirche erschüttert uns. Aber wir selber sind es doch, die sie verschmutzen. Wir selber verraten dich immer wieder nach allen großen Worten und Gebärden. Erbarme dich deiner Kirche: Auch mitten in ihr fällt Adam immer wieder. Wir ziehen dich mit unserem Fall zu Boden, und Satan lacht, weil er hofft, daß du von diesem Fall nicht wieder aufstehen kannst, daß du in den Fall deiner Kirche hineingezogen selber als Besiegter am Boden bleibst. Und doch wirst du aufstehen. Du bist aufgestanden – auferstanden und du kannst auch uns wieder aufrichten. Heile und heilige deine Kirche. Heile und heilige uns.“
„BETRACHTUNG
Was kann uns der dritte Fall Jesu unter dem Kreuz sagen? Wir haben an den Sturz des Menschen insgesamt gedacht, an den Abfall so vieler von Christus in einen gottlosen Säkularismus hinein. Müssen wir nicht auch daran denken, wie viel Christus in seiner Kirche selbst erleiden muß? Wie oft wird das heilige Sakrament seiner Gegenwart mißbraucht, in welche Leere und Bosheit des Herzens tritt er da oft hinein? Wie oft feiern wir nur uns selbst und nehmen ihn gar nicht wahr? Wie oft wird sein Wort verdreht und mißbraucht? Wie wenig Glaube ist in so vielen Theorien, wie viel leeres Gerede gibt es? Wie viel Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen, die im Priestertum ihm ganz zugehören sollten? Wie viel Hochmut und Selbstherrlichkeit? Wie wenig achten wir das Sakrament der Versöhnung, in dem er uns erwartet, um uns von unserem Fall aufzurichten? All das ist in seiner Passion gegenwärtig. Der Verrat der Jünger, der unwürdige Empfang seines Leibes und Blutes, muß doch der tiefste Schmerz des Erlösers sein, der ihn mitten ins Herz trifft. Wir können nur aus tiefster Seele zu ihm rufen: Kyrie, eleison - Herr, rette uns (vgl. Mt 8, 25).
GEBET
Herr, oft erscheint uns deine Kirche wie ein sinkendes Boot, das schon voll Wasser gelaufen und ganz und gar leck ist. Und auf deinem Ackerfeld sehen wir mehr Unkraut als Weizen. Das verschmutzte Gewand und Gesicht deiner Kirche erschüttert uns. Aber wir selber sind es doch, die sie verschmutzen. Wir selber verraten dich immer wieder nach allen großen Worten und Gebärden. Erbarme dich deiner Kirche: Auch mitten in ihr fällt Adam immer wieder. Wir ziehen dich mit unserem Fall zu Boden, und Satan lacht, weil er hofft, daß du von diesem Fall nicht wieder aufstehen kannst, daß du in den Fall deiner Kirche hineingezogen selber als Besiegter am Boden bleibst. Und doch wirst du aufstehen. Du bist aufgestanden – auferstanden und du kannst auch uns wieder aufrichten. Heile und heilige deine Kirche. Heile und heilige uns.“
Mittwoch, 17. Februar 2010
Feria IV cinerum - Aschermittwoch
Sammelt euch Schätze im Himmel (Mt 6,20). Bedenke, o Mensch, daß du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst (Gen 3,19).
Hld 2,11: Schon ist der Winter gewichen, der Regen hat aufgehört und ist vorüber; jener fleischliche Winter, der die Seelen verroht, der alle geistliche Schönheit der Erde und der Seelen verblassen ließ und die Regungen der Herzen lähmte, der den nassen, unheilvollen Regen schimpflicher Vergnügungen hervorbrachte. Weichen und aufhören soll diese Zeit des Fleisches; vergehen sollen diese Tage und nicht mehr den Jahren zugerechnet werden; sie sollen ewiger Vergessenheit verfallen (Ijob 3,3.6). Komm, ja komm, günstige Zeit (Koh 6,4); kommt, ja kommt, Tage des Heiles (2 Kor 6,2); eure Augenblicke mögen zu Stunden werden, die Stunden zu Tagen, die Tage zu Wochen, die Wochen zu Monaten, die Monate zu Jahren, die Jahre zu Jahrhunderten und die Jahrhunderte zu dauernder Ewigkeit (Dan 12,3). Wenn auch die quakenden Frösche sich in den Sümpfen des Regens und dieser trüben Zeit erfreuten, so beglückwünschen doch die himmlische Nachtigal und die Turteltaube einander ob der Zeit der trockenen Fasten und der hellen Buße; sie erfreuen uns mit ihrem Gesang, verbunden mit den lieblichsten Stimmen der Buße und der Hoffnung. Hören wir Christus als Nachtigal singen: Sammelt euch Schätze ... Hören wir die Stimme der Kirche, der Turteltaube auf unserer Erde (Hld 2,12): Bedenke, Mensch, daß du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst. Das sind die einleitenden Gesänge der ganzen Fastenzeit; das sind die beiden Enden des Weges der Bußfertigen: der Ausgangspunkt von der Asche, der Zielpunkt, zum Himmel; von der Armseligkeit zu den Schätzen. Von diesen beiden soll die erste Predigt handeln, von den Mitteln die übrigen.
Sieh mich, Herr: Ich bekenne vor dir, Vater, Herr des Himmels und der Erde (Mt 11,25): Staub bin ich und Asche (Gen 18,27), und will dennoch Schätze sammeln von den Reichtümern deines Wortes; nicht nur für mich, sondern auch für meine vielgeliebten Kinder. „Was soll ich Armer tun?“ In mir sind alle Reichtümer des Elends und der Niedrigkeit verborgen, ja auch offenkundig; in dir aber sind alle Schätze der Weisheit und der Wissenschaft verborgen (Kol 2,3), wenn auch jetzt nicht offenbar. Aber die Schätze meines Elends sind in der Erde vergraben, die deinen sind im Himmel; und soweit der Himmel von der Erde entfernt ist, so fern sind deine Gedanken meinen Gedanken (Ps 103,11; Jes 55,9). Wie soll also der Mensch, d. h. meine Armseligkeit, Zugang finden zum erhabenen Herzen (Ps 64,7), d. h. zu deinen reichen Schätzen? Wie soll ich von Staub und Asche zum Himmel gelangen? Wohlan denn, meine Fürsprecherin, Himmelsleiter, Gottesberg, Mittlerin, durch die Gott zu meiner Armseligkeit kommt, erwirke mir, daß meine Armseligkeit vor Gott hintritt. Meine teuerste Mutter und Herrin, sage mir, ob jene Schätze der Weisheit und Wissenschaft nicht im Wort Gottes, im Sohn Gottes erstrahlten, ehe du ihn in deinem Schoß empfangen hast? Du aber, verehrungswürdigste Herrin, hast diese Schätze in deinem Leib bedeckt und verborgen; in ihm sind sie ja verborgen. Wer verbirgt sie demnach? Nicht du, heilige Jungfrau? Doch sage mir, gütigste Mutter, für wen verbergen denn die Mütter die Schätze, wenn nicht für ihre Kinder? Also hast du sie für uns verborgen. Doch breite nun aus, was du verborgen hast, da dein Sohn, vom Übermaß des Reichtums seiner Schätze erfüllt, gleichsam überfließt und ausruft: Sammelt euch Schätze im Himmel.
Herr, im Himmel gibt es nur Schätze der Weisheit, der Wissenschaft und der Güte. Du aber hast sie alle, denn alle sind in dir. Wieso sagst du dann: sammelt Schätze. Gib du selbst uns Schätze, und wir werden reich sein. Da deine Mutter sie gleichsam als Schatzmeisterin verborgen hat, befiehl, daß sie uns diese eröffne. Gütige Mutter, öffne uns, was du verborgen hast. Doch wenn wir Reichtümer gesammelt haben, verbirg diese Schätze wieder in uns, wie du sie in deinem Sohn verborgen hast. Du hast die Reichtümer des Sohnes unter der Niedrigkeit des sterblichen Leibes verborgen; in uns seien sie verborgen im Gedanken an den Tod und das Ende. Demütigste Herrin, lehre uns die Demut. Herr, Gott, bedenke, daß wir Staub sind und zum Staub zurückkehren werden. Willst du deine Macht zeigen am Staub, den der Wind des Todes vom Angesicht der Erde fegt, und willst du einen trockenen Strohhalm verfolgen? (Ps 1,5; Joh 13,25). Herr, vergib uns, und wir werden Buße tun. Gewähre uns vierzig Tage, und wenn wir nicht Buße tun, dann vernichte uns (Jona 3,4). Ja, Herr, im Eifer für deine Liebe will ich sprechen: Wie du gütig denen verzeihst, die Buße tun wollen, so gebe ich zu, daß du jenen nicht vergibst, die deiner spotten, Herr, und deine Barmherzigkeit mißbrauchen.
Ja, meine Brüder, wir sterben; das Reich Gottes naht immer mehr und durch die Buße werden unvergängliche Schätze erworben. Bekehrt euch daher und tut Buße (Joel 2,12f; Mt 3,2). Den Unbußfertigen droht ja die Strafe der Hölle, den Bußfertigen gehört das Himmelreich. Du aber, Herr, Vater, Sohn und Heiliger Geist, gib uns allen deinen Segen.
Um Holofernes zu töten, teuerste Brüder, machte sich die keusche Judit in zwei gegensätzlichen Gewändern bereit; denn zuerst trug sie ein Bußgewand und bedeckte sich mit Asche, dann legte sie die besten Kleider an und all ihren Schmuck (Jdt 9,1; 10,3). Um Holofernes zu besiegen, d. h. den Teufel mit all seinen Kriegern, der Welt, dem Fleisch und ihren Lockungen, müssen auch wir zweierlei tun, meine Brüder: 1. uns mit Sack und Asche bedecken, den Leib unterjochen, das Fleisch abtöten: Bedenke, Mensch ... Bekehrt euch zu mir in Fasten, Weinen und Wehklagen (Joel 2,12). 2. müssen wir die Seele mit allem Geschmeide schmücken: Sammelt euch Schätze. Weil aber die Seele wertvoller ist und die körperliche Übung der Schönheit der Seele dient, wollen wir zunächst vom Schätzesammeln sprechen.
Als Schatz bezeichnet man „in alter Zeit hinterlegtes Geld, an das sich niemand erinnert, so daß es keinen Eigentümer hat.“ Andere, wie Kaiser Leo (bei Hilaret) „bewegliche Güter, die von Unbekannten in alter Zeit versteckt wurden“. Augustinus (bei Thomas) meint dasselbe, ohne vom Alter der Zeit zu sprechen; er sagt aber, der Schatz bestehe entweder aus Geld, das dem Grünspan, aus Kleidern, die den Motten, oder aus Edelsteinen, die Räubern zum Opfer gefallen sind. In der Heiligen Schrift scheint das Wort Schätze sammeln dreierlei zu enthalten 1. das Sammeln (anhäufen), 2. von kostbaren Dingen, 3. die verborgen sind. So heißt es in Ex (28,12): Der Herr wird dir seinen besten Schatz öffnen, den Himmel. um dir zur rechten Zeit Regen zu gewähren. Im Himmel wird ja das Regenwasser gesammelt, das zu seiner Zeit kostbar ist, und in den Wolken verborgen. Num 20,6: Herr, öffne ihnen deinen Reichtum, die Quelle lebendigen Wassers. Ps 33,7: Er verschließt die Abgründe in den Schätzen. Ps 135,7: Er bringt aus seinem Schatz die Winde hervor. Dagegen wird auch die Anhäufung außergewöhnlicher Strafen ein Schatz genannt. Röm 2,5: Du häufst dir Zorn für den Tag des Gerichtes an. Dtn 32,33f: Drachengalle ist ihr Wein und unheilbares Gift. Ist das nicht bei mir verborgen und versiegelt in meinen Schätzen?
Was drückt nun der Herr damit aus? Offenbar spricht er von Fasten, Gebet und Almosen, von denen das ganze 6. Kapitel handelt; ihre Werke nennt er echte Schätze, wenn sie recht geschehen. Damit aber diese Werke zu Recht Schätze genannt werden können, müssen gleichzeitig drei Bedingungen erfüllt sein. 1. müssen viele gesammelt werden; niemand wird ja ein Goldstück einen Schatz nennen. Das zeigt er mit den Worten: Sammelt euch Schätze. Obwohl das ein Hebraismus ist, bezeichnet es doch eine große Menge: voll Erwartung erwarten, Tränen weinen, schreiend rufen, das bedeutet „viel“. So heißt Schätze sammeln, ungeheure Schätze anhäufen. Diese Habsucht der Kinder Gottes ist heilig, weil sie nie genug bekommen an guten Werken. Daher werden in der Heiligen Schrift die Armen und die Bettler fromm genannt, denn obwohl sie gute Werke im Überfluß haben, betteln sie doch immer. Ps 10,17: Das Verlangen der Armen (hat der Herr erhört). Ps 22,27: Die Armen werden essen und gesättigt werden. Mt 5,3: Selig die Armen im Geiste (griechisch Bettler; so Sa nach Maldonat). Mt 5,6: Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, d. h. die heilig sind, die stets danach streben. Leib und Geist sind Gegensätze, daher fast alles, was sie betrifft. Die äußere Habsucht ist die Wurzel aller Übel (1 Tim 6,10), die geistliche Habsucht die alles Guten. Die mich kosten, werden noch hungern, die mich trinken, werden noch dürsten (Sir24,28). Es gibt manche Christen, die sich mit einem noch so kleinen guten Werk begnügen; sei es, daß sie ein Vaterunser beten, einen Bissen Brot schenken, ein kleines Unrecht verzeihen, sie werden nie Schätze sammeln.
Wer aber sammeln will, muß auch das Kleinste beachten, Neues und Altes (Mt 23,52), im Kleinen treu sein (25,21), nichts geringachten; er wird seine Hand an Großes legen (Spr 31,19), an das Geschäft, und die Spindel ergreifen. Ihr seht die Bienen sich auf Rosen, Lilien und die größten Blumen niederlassen; sie sammeln den Honig aber ebenso aus Thymian, Rosmarin und anderen ganz kleinen Blumen, die aber nützlicher sind wegen ihrer Menge und weil der Honig in ihren engen Gefäßen besser geborgen ist und weniger verdunstet. Was sollt ihr demnach tun? Hört in dieser Fastenzeit das Wort Gottes, genießt es in der Eucharistie, fastet, gebt Almosen, besucht die Armen: das sind die großen Werke. Und was sind die kleinen? Enthaltet euch des Vergnügens unnützer Unterhaltungen, überflüssigen Schmuckes; beherrscht die geringsten Leidenschaften; verrichtet oft kleine aber sehr häufige Stoßgebete, sagt ein gutes Wort, demütigt euch, usw.
2. Es müssen kostbare Dinge gesammelt werden; denn wer gewöhnliches Metall sammelt, wird weniger einen Schatz sammeln als irgendeinen Haufen. Es gibt ein Herrenwort: „Seid tüchtige Geldwechsler“ (bei Cassian, Coll. 1, c. 20, der die Stelle bewundernswert auslegt). Das zeigt der Herr mit den Worten (Mt 6,16): Wenn ihr fastet, macht nicht wie die Heuchler ein finsteres Gesicht, um von den Menschen gesehen zu werden. Das ist ein Fasten, aber ein falsches, wertloses und nichtiges: 1) weil er ein Heuchler ist; 2) weil es geschieht, um von den Menschen gesehen zu werden. Dieses Fasten ist ein Schatten des Hungers, weiter nichts. Amen, ich sage euch, sie haben ihren Lohn empfangen, d. h. (den Lohn ihrer) Eitelkeit. Ps 4,3: Wozu liebt ihr die Eitelkeit? Eitle Werke erhalten als Lohn Eitelkeit.
Du willst fragen: Wie soll ich fasten? 1. Du aber, der du kein Heuchler bist, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht (Mt 6,17). Hieronymus: Er spricht nach dem Brauch des jüdischen Volkes; denn an Festtagen und bei Gelagen salbten sie das Haupt und wuschen das Gesicht. Zeigt euch festtäglich, setzt eure Feiertagsmiene auf. Chrysostomus sagt: das Haupt ist Christus; wir salben es durch Barmherzigkeit gegen die Armen, etc. Wasche das Gesicht, d. h. das Gewissen. Augustinus: Salbe das Haupt, d. h. den Geist, den höheren Teil der Seele, in geistlicher Freude; wasche das Gesicht, d. h. die niedere Seele, die durch die Sinne wirkt. Daher sagt Bernhard: „Wenn nur die Kehle gesündigt hat, soll sie allein fasten; haben aber auch die anderen Glieder gesündigt, warum sollen sie nicht ebenfalls fasten?“ (siehe die Stelle zum Wort Fasten). – 2. Wascht euch, seid rein, entfernt das Übel aus euren Gedanken (Jes 1,16). Wasche dein Herz von Bosheit rein, Jerusalem (Jer 4,14). So zeige mir dein Gesicht, deine Stimme klinge an mein Ohr (Hld 2,14). So ist dein Gesicht schön und anmutig, klingt auch deine Stimme angenehm. Sing mir kein Lied, ehe ich dich von Angesicht gesehen habe. Gott schaute auf Abel und auf seine Gaben (Gen 4,4). So wünsche ich also, daß ihr alle euch über diese Zeit des vierzigtägigen Fastens freut und sogleich beichtet, damit eure Werke aus Gold sind und geeignet, von ihnen Schätze zu sammeln.
3. Man muß seine Absicht ausrichten, denn von ihr hängt die Güte des Werkes ab. Wenn auch die meisten meinen, so u. a. Suares, sie müsse nicht notwendig ausdrücklich und aktuell sein, so ist es doch sicherer und besser, eine ausdrückliche Absicht zu haben und die Augen auf Gott zu richten. Ps 123,1f: Zu dir erhebe ich meine Augen, der du im Himmel wohnst; wie die Augen der Sklaven auf die Hände ihrer Herren gerichtet sind. Auf die Hände sind sie gerichtet, denn was die Hände des Herrn anzeigen, suchen die Hände des Sklaven zu tun. Das Auge aber mahnt, es zu tun. Hld 4,9: Mit einem deiner Augen hast du mich verwundet. Daraus folgt: Laß die Menschen nicht merken, daß du fastest, sondern deinen Vater, der im Verborgenen sieht; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vergelten (Mt 6,18). Er wird dir vergelten, was du ihm zuliebe tust, doch nicht das gleiche, sondern reichen Lohn. Die Insel Halones, die einst den Athenern gehörte, wurde von Räubern besetzt. Philipp von Mazedonien eroberte sie zurück. Die Athener verlangten von ihm, daß er sie zurückgebe. Er versprach, sie ihnen zu schenken, nicht zurückzugeben. Die Athener wollten sie nicht als Geschenk, sondern zurückerstattet haben. Vergelten bedeutet eine Verpflichtung; Gott hat sich allerdings zur Belohnung verpflichtet. Daher heißt es Hebr 6,10: Gott ist nicht ungerecht, daß er eurer Werke vergäße.
4. Um die Schätze besser zu verbergen, müssen wir sie mit der Asche der Demut bedecken. Die Erze liegen unter trockener und unfruchtbarer Erde. „Bedenke, Mensch.“ Den Ausspruch Augustins vom Pelikan (am Anfang der Rückseite) bringen. Den Vergleich vom Blutsauger vortragen. Sir 24,19f: Auf den Plätzen verströmte ich den Duft wie von Zimt und Balsam. Der beste Balsam sinkt zu Boden, das Olivenöl schwimmt obenauf. Die Liebe bringt gute Werke hervor, die Demut bewahrt sie. Die Bienen bereiten den Honig, und um ihn zu bewahren, machen sie das Wachs. Sammelt Schätze im Himmel. Ermunterung. Seht, der Winter ist gewichen, wie am Anfang.
Um die Motten und Schaben zu hindern, daß sie das Tuch zerstören, muß man das Tuch mit Aluin bedecken, einer bitteren Pflanze wie der Absinth, wenn es nicht eine Absinth-Art ist. Ebenso schützt eine Schlangenhaut, über die Kleider gebreitet, diese vor Motten und anderem Ungeziefer. Die Haut der ersten Schlange ist der Tod, den sie uns gebracht hat. Ebenso bedeutet die Haut der Schlange die Buße.
Der hl. Augustinus zu Ps 102,7: Wie der Pelikan in der Wüste: „Man sagt, diese Vögel töten ihre Jungen durch Hiebe ihres Schnabels und betrauern sie dann drei Tage; schließlich verwundet sich die Mutter selbst und besprengt sie mit ihrem Blut, durch das sie wieder lebendig werden. Christus hat uns gegenüber väterliche Macht und mütterliche Liebe, wie die Henne (Mt 23,37), die ihre Jungen mit Autorität sammelt und mit Liebe wärmt. So war Paulus Vater: Denn hättet ihr auch zahllose Lehrer, so doch nicht viele Väter (1 Kor 4,15); er war ebenso Mutter: Meine Kindlein, die ich von neuem gebäre (Gal 4,19). Wie Christus uns mit seinem Blut Leben schenkt, ist klar; nicht dagegen, wie er uns mit seinen Mund tötet. Aber er tötet, wie er Paulus wie tot zu Boden warf, und belebt, wie er ihn zu predigen sandte (Apg 9,4.15). Christus tötet alle Sünder mit seinem Mund, da er sie tötet und in die Unterwelt führt und dadurch zeigt, daß sie den ewigen Tod verdient haben; die Reue ist gleichsam der Tod der sündigen Seele. Doch die er des Todes würdig erweist, belebt er wieder durch das Verdienst seines Blutes und führt sie zu neuem Leben. So tötet auch jetzt die Kirche: „Bedenke, Mensch, daß du Staub bist.“ Dann belebt sie euch wieder: Sammelt Schätze ... (hl. Franz von Sales, Predig am Aschermittwoch, Annecy, 04. März 1609 )
Sonntag, 7. Februar 2010
Im Herzen des Menschen, wo sich die Keime für ein geheimnisvolles Übereinkommen mit dem Bösen finden lassen
Der Evangelist Matthäus überliefert uns folgende Worte Jesu, die beim Streitgespräch über Reinheit und Unreinheit ansetzen: „Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. […] Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken“ (Mk 7,14-15.20-21). Über die Frage der Pharisäer hinaus, die sich unmittelbar auf die Speisevorschriften bezieht, können wir an ihrer Reaktion eine ständige Versuchung des Menschen ausmachen: den Ursprung für das Böse außerhalb seiner selbst zu suchen. Viele der modernen Ideologien gehen, wie klar zu erkennen ist, von dieser Voraussetzung aus: Weil die Ungerechtigkeit „von außen“ kommt, ist es zur Verwirklichung der Gerechtigkeit hinreichend, die äußeren Umstände, die ihre Umsetzung behindern, zu ändern. Diese Vorstellung – warnt Jesus – ist naiv und kurzsichtig. Die Ungerechtigkeit, die aus dem Bösen hervorgeht, hat nicht nur einen äußeren Ursprung; sie gründet im Herzen des Menschen, wo sich die Keime für ein geheimnisvolles Übereinkommen mit dem Bösen finden lassen. Diese bittere Einsicht gewinnt der Psalmist: „Denn ich bin in Schuld geboren, in Sünde hat mich meine Mutter empfangen“ (Ps 51,7). Ja, der Mensch ist durch einen tiefen Stoß zerbrechlich geworden, der ihn unfähig zur Gemeinschaft mit seinem Gegenüber gemacht hat. Von Natur aus offen und fähig zum Austausch, spürt er in sich eine seltsame mächtige Macht, die ihn dazu bringt, sich in sich zu verkrümmen, sich über und gegen die anderen durchzusetzen: Dies ist der Egoismus, die Folge der Erbschuld. Als Adam und Eva, verführt durch die Lüge Satans, wider das göttliche Gebot die geheimnisvolle Frucht gegessen haben, setzten sie an die Stelle der Logik der Liebe jene des Misstrauens und des Widerstreitens, an die Stelle der Logik des Empfangens, der vertrauensvollen Erwartung gegenüber dem Nächsten jene gierige, raffende, egoistische (vgl. Gen 3,1-6). So spürten sie am Ende ein Gefühl der Unruhe und Unsicherheit. Wie kann sich der Mensch aus diesem egoistischen Zwang befreien und sich für die Liebe öffnen? (Papst Benedikt XVI., Botschaft zur Fastenzeit 2010)
Wie wichtig ist es, daß der Boden recht bereitet ist
Sonntag Sexagesima (Vorfastenzeit)
Der Same ist das Wort Gottes (Lk 8,11)
Kostbarer und bewunderswerter Same, der vom Himmel genommen ist, in die Erde gelegt wurde und zum Himmel emporsteigt; Same, der aus sich selbst ewige Frucht bringt, aber ein zarter Same, der keinerlei Frucht bringt, wenn er nicht von einem guten Erdreich (Lk 8,8) aufgenommen wird, sondern das Erdreich um so abscheulicher macht, als er bewundernswert und kostbar ist (1 Kor 11,29). Der Same ist das Wort Gottes. Die gleiche Sonne zeigt im Frühling die Schönheit der Gärten, der Felder und Wiesen, der Haine und der lachenden Fluren, enthüllt aber auch die Häßlichkeit der Gossen und Kloaken. Ebenso läßt der gleiche Same, der die Kostbarkeit eines guten Feldes zur Geltung bringt, die Unfruchtbarkeit der anderen erkennen und führt zu deren Geringschätzung. Wie wichtig ist es deshalb, daß der Boden recht bereitet ist, um diesen heiligen Samen aufzunehmen. (Hl. franz von Sales, Predigt in Annecy, 09. Februar 1597)
Sonntag, 31. Januar 2010
Vorfastenzeit
Sonntag Septuagesima - Dominica in Septuagesima, Stationskirche St. Laurentius vor den Mauern
Heute hat die Vorfastenzeit begonnen!
Heute hat die Vorfastenzeit begonnen!
Samstag, 30. Januar 2010
Echte Arbeiter im Weinberg des Herrn
Jesus trug seinen Jüngern folgendes Gleichnis vor: Das Himmelreich ist einem Hausvater gleich, der am frühen Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg zu dingen. Als er sich mit den Arbeitern auf einen Denar Tageslohn geeinigt hatte, schickte er sie in seinen Weinberg. (Mt 20,1f)
Das Volk Israel im Alten Bund zeigte sich den Geboten Gottes gegenüber stets hartherzig. Besonders widerspenstig aber verhielt es sich, als es sich nach dem günstigen Bericht Josuas und Kalebs über die Fruchtbarkeit des Gelobten Landes und nach der Aufforderung, die sie ermutigen sollte, dorthin zu ziehen, beschlossen, dies nicht zu tun (Num 14,1-4). Und als dann Gott die Israeliten warnte, nicht weiterzuziehen, da drängten sie mit aller Gewalt vorwärts und zogen alle zum Gebirge, wo sie dann das Unheil ereilte (14,40-45). Ihr ganzes Unglück kam daher, daß sie gar zu leicht falschen Berichten der Kundschafter ihr Ohr liehen, die in das Land der Verheißung gezogen waren; nicht Kaleb und Josua wollten sie glauben, die ihnen einen heiligen Rat gaben.
Ebenso kommt ein großer Teil des Unheils bei den Christen heute daher, daß sie denen glauben, denen sie nicht glauben dürfen, und daß sie jenen nicht glauben, denen sie glauben müssen: Die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht (Joh 3,19). Deshalb sehen wir im Evangelium ein untrügliches Kennzeichen derjenigen, denen wir glauben sollen, ebenso auch derjenigen, denen wir nicht glauben dürfen; derjenigen, die echte Arbeiter sind, und jener, die eher Zerstörer sind. Da ich für diesen Tag als Arbeiter im Weinberg Gottes zu euch gesandt bin, möchte ich euch nun zeigen, wie man gewisse Leute fliehen muß, die behaupten, das Land der Heiligen Schrift erkundet zu haben, und wie man der Stimme jener Gehorsam leisten muß, die sich durch gesunde Lehren auszeichnen.
Herr, besprenge deinen Weinberg mit dem milden Regen deiner Gnade, damit Hacke und Spaten gut eindringen können; mache ihn aufnahmefähig und gib deinem unwürdigen Winzer die Kraft und das Geschick, die Dornen und die Unzahl falscher Auffassungen auszureißen, welche die Zeit treiben ließ, damit dir der Weinberg zur rechten Zeit Frucht bringe (Ps 1,3) und der Winzer den versprochenen Denar erhalte, den ewigen Tag. Dazu wollen wir die Hilfe der heiligen Jungfrau erbitten: Ave Maria.
(Hl. Franz von Sales, Predigt am 06. Februar 1594, Sonntag Septuagesima)
Vorfastenzeit: Septuagesima
Wartet nicht, bis die Fastenzeit euch drängt. Wißt ihr denn, ob ihr sie erleben werdet? Sie verbringen ihre Tage in Freude; in einem Augenblick steigen sie zur Unterwelt hinab (Ijob 21,13). Schmerzen des Todes umgeben mich. Wir sind nur dann befreit, wenn uns ein Fuß fehlt. Wie lange willst du schlafen, Faulenzer? Du willst ein wenig schlafen, ein wenig schlummern, und die Armut wird über dich kommen wie ein Bewaffneter (Spr 6,9-11); das heißt, du kannst ihr nicht entgehen. Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle in gleicher Weise zugrundegehen (Lk 13,3.5). Oder wißt ihr nicht, sagt der hl. Paulus, daß die Langmut Gottes erwartet, daß du Buße tust? Du aber mit deinem unbußfertigen Herzen... (Röm 2,4f). Fang heute an, aus Furcht, daß du überrascht werden könntest. Ich rief, und ihr habt euch geweigert. So lache ich über euren Untergang (Spr 1,24.26). Laßt uns das Gute tun, solange wir Zeit haben (Gal 6,10). Abner fragte Davids Feldherrn Joab: Wie lange noch soll denn dein Schwert wüten? Joab sagte: So wahr der Herr lebt, wenn du heute morgen gesprochen hättest, dann hätte das Volk schon von der Verfolgung abgelassen (2 Sam 2,26f). Pharao wollte den Rückzug aus der Mitte des Roten Meeres antreten, aber er konnte nicht mehr. „Er hat den Bußfertigen Verzeihung verheißen, aber er hat nicht die Zeit zur Buße versprochen“ (Aug.).
Welche Gelegenheiten haben wir doch, um unsere Trägheit abzulegen! Soviel Leid, das wir jeden Tag sehen ... Unser Herr macht es wie der Vater, der die Rute in der Hand hält und zu seinen Kindern, die er züchtigt, sagt: Werdet ihr denn nie vernünftig? – Gebete, Reue, Beichte,gute Werke.
Die Welt ruft: Deficio (ich vergehe: 1 Joh 2,17); das Fleisch ruft: Inficio (ich töte: Röm 8,13); der Dämon ruft: Decipio (ich täusche: Gen 3,13); Christus ruft: Reficio (ich erquicke: Mt 11,28).
Geht auch ihr in den Weinberg des Herrn; er wird euch geben, was euch zusteht. Es ist gerecht, daß jene, die er gerufen hat und die ihm in dieser Welt gefolgt sind, ihm auch in die andere folgen werden: Wo immer ich bin, soll auch mein Diener sein und er wird seinen Lohn empfangen (Joh 12,26; 4,36). Ich bin dein überreicher Lohn (Gen 15,1). Mut, meine Brüder! Alle sind berufen, doch nicht alle sind auserwählt (Mt 20,16). Von uns hängt es ab, ob wir hingehen, um in seinem Weinberg zu arbeiten. Es macht Mühe, aber die Leiden dieser Zeit sind nicht zu vergleichen mit der künftigen Herrlichkeit (Röm 8,18). Einen Tag der Arbeit vergilt er mit dem ewigen Tag. Für die Mühe eines Tages gibt er ewige Ruhe im Paradies dort oben. Das sei in Ewigkeit der Ort unserer Ruhe; hier werden wir wohnen, wenn wir ihn erwählt haben(Ps 132,14). Dort werden wir dich loben in alle Ewigkeit, wenn wir dir den kurzen Tag dieser Welt gedient haben. Daher bitten wir dich, Herr, gib uns dazu die Gnade, denn du bist ja der Gott des Erbarmens, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
(Predigt vom hl. Franz von Sales zum Sonntag Septuagesima)
Freitag, 15. Januar 2010
Frederick William Faber: "Mehr Civilisation gibt uns weniger Individualität"
"Ich wundere mich, was wohl die alten Heiligen im Himmel von der neuern Ascese denken. ... Der vermehrte Luxus, vielleicht in Verbindung mit andern Ursachen, hat einen kränklichen Zustand über einen großen Theil der Gesellschaft gebracht. ... Es herrscht weniger schlichte Einfalt, und daher werden die Übungen mancher Tugenden schwieriger, besonders auffallende Übungen der Demuth. Mehr Civilisation gibt uns weniger Individualität, und deshalb schneidet die Gefahr, sonderbar zu erscheinen, manche Gelegenheiten zur Heiligung ab." (aus: F. W. Faber: Geistliche Reden)
Während die Zeiten sich sehr stark ändern, die Seelen sich sehr wenig ändern, und Gott gar nicht.
"Ihr sehet, daß, während die Zeiten sich sehr stark ändern, die Seelen sich sehr wenig ändern, und Gott gar nicht. Ich kann daher nicht umhin zu denken, daß, wenn auch einige Dinge sich eben jetzt anderswohin entfernen sollten, der alte Geist wieder zurückkehren muß in Dingen, welche sowohl das kirchliche als das seelische Element betreffen. ... Darum müssen wir ein Herz fassen, so gut wir können, und dem kränklichen geistlichen Leben, das uns umgibt, in's Gesicht sehen, und so viel Gutes tun, als wir durch Herablassung und Nachgiebigkeit vermögen, was hie und da vielleicht ein paar Seelen retten mag, während wir dabei immer um unserer eigenen Heiligung willen uns an jenen alten Geist und an jene altmodische Weisheit halten, was, wie wir glauben, das einzig Wahre ist. ... Ich möchte nur wissen, ob die alten Heiligen im Himmel wirklich denken, daß unsere angenehme, unanstößige, gemäßigte, zufriedene, polierte und civilisierte Ascese auch für das Seelenheil ersprießlich fei. Die Leute empören sich, wenn man versucht, ihnen mehr aufzulegen, und erlangen wir thatsächlich viel mehr von uns selbst?" (aus: Frederick William Faber, Geistliche Reden)
F. W. Faber: Über die Seichtigkeit ....
"Der nächste Fehler, den wir an der modernen Frömmigkeit finden, ist ihre Seichtigkeit. Vielleicht waren die Leute immer so albern als sie jetzt sind; aber ich kann mir kaum einbilden, daß man immer so wenig dachte, als man jetzt tut. Die Schnelligkeit, womit man heutzutage lebt, hindert, von irgend etwas die Tiefe zu sehen, gerade wie die ungeheuere Oberfläche, über welche die Erziehung sich auszudehnen sucht, das Hinderniß einer guten Erziehung ist. Selbst bei der Lektüre will man heutzutage nicht innehalten, um darüber nachzudenken, und man hat zu viel zu lesen, um es zweimal lesen zu können. Das Denken ist jetzt offenbar in Abgang gekommen, obwohl bald eine Änderung eintreten wird, da die Seichtigkeit langweilig ist, und die Leute immer aufgeben, was sie peinigt, wenn der Schmerz einen bestimmten Grad erreicht. Allein diese Schnelligkeit, welche uns hindert, von irgend etwas die Tiefe zu sehen, berührt nichts so sehr, als die Religion und unsere Beziehungen zu Gott, weil die Religion lauter Tiefe ist, und wir könnten beinahe von unsern Beziehungen zu Gott sagen, daß sie zu tief liegen, um überhaupt an der Oberfläche sichtbar zu sein." (Frederick William Faber, Geistliche Reden)
Donnerstag, 14. Januar 2010
Konsequentes und mutiges Zeugnis für das Evangelium
Liebe Brüder und Schwestern beten wir gerade zu Beginn dieses Jahres zum Heiligen Geist, der ewigen Jugend der Kirche: Er lasse einen jeden die Dringlichkeit verspüren, ein konsequentes und mutiges Zeugnis für das Evangelium zu leisten, auf dass es nie an Heiligen mangle, welche die Kirche als stets reine und schöne Braut ohne Makel und Falten erglänzen lassen, die fähig ist, die Welt unwiderstehlich zu Christus, zu ihrem Heil hinzuziehen. (Papst Benedikt XVI, Ansprache am 13. Jänner 2010)
Freitag, 8. Januar 2010
Der Blick auf Gott ist maßgebend
Bei allem Bemühen um die Liturgie muß der Blick auf Gott maßgebend sein. Wir stehen vor Gott - er spricht mit uns, wir mit ihm. Wo immer man bei liturgischen Besinnungen nur darüber nachdenkt, wie man Liturgie attraktiv, interessant, schön machen kann, ist Liturgie schon verfallen.
Entweder sie ist opus Dei mit Gott als dem eigentlichen Subjekt oder sie ist nicht. Ich bitte an dieser Stelle: Gestaltet die heilige Liturgie aus dem Hinschauen auf Gott in der Gemeinschaft der Heiligen, der lebendigen Kirche aller Orte und Zeiten so, daß sie zu einem Ausdruck der Schönheit und Erhabenheit des menschenfreundlichen Gottes wird!
Die Seele des Gebetes ist schließlich der Heilige Geist. Immer, wenn wir beten, ist in Wirklichkeit er es, der "sich unserer Schwachheit annimmt, der für uns eintritt mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können" (vgl. Röm 8,26). (Benedikt XVI., Ansprache am 9.9.2009)
Himmlische Liturgie
„Zumindest braucht man wieder ein neues liturgisches Bewusstsein, damit dieser macherische Geist verschwindet. Es ist ja auch soweit gekommen, dass sich Liturgiekreise für den Sonntag selber die Liturgie zurechtbasteln. Was hier geboten wird, ist sicher das Produkt von ein paar gescheiten, tüchtigen Leuten, die sich etwas ausgedacht haben. Aber damit begegne ich eben nicht mehr dem ganz Anderen, dem Heiligen, das sich mir schenkt, sondern der Tüchtigkeit von ein paar Leuten. Und ich merke, das ist es nicht, was ich suche. Das ist zu wenig, und ist etwas anderes. Das Wichtigste ist heute, dass wir wieder Respekt vor der Liturgie und ihrer Unmanipulierbarkeit haben. Dass wir sie wieder als das lebendig Gewachsene und Geschenkte erkennen lernen, in dem wir an der himmlischen Liturgie teilnehmen. Dass wir in ihr nicht die Selbstverwirklichung suchen, sondern die Gabe, die uns zukommt. Das, glaube ich, ist das erste, dass dieses eigentümliche oder eigenmächtige Machen wieder verschwinden und der innere Sinn für das Heilige erwachen muss.“ (Joseph Ratzinger: „Gott und der Welt“)
Donnerstag, 7. Januar 2010
Viele maßen sich an, die Realität gänzlich zu kennen
„Viele maßen sich an, die Realität gänzlich zu kennen, und haben bereits ihr endgültiges Urteil über die Dinge gefällt. Das verschließt ihre Herzen für die Neuheiten Gottes. (…) Sie vertrauen eher sich selbst als Gott und können nicht glauben, dass er die Größe besitzt, sich klein zu machen, um uns nah zu sein. Und schließlich fehlt es an einer echten Demut, sich dem unterzuordnen, was größer ist. Was fehlt, ist echter Mut, an das zu glauben, was wirklich groß ist, auch wenn es sich in einem wehrlosen Kind offenbart. Es fehlt an der evangelischen Fähigkeit, im Herzen ein Kind zu bleiben, sich zu wundern und aus sich heraus zu gehen, um dem Weg zu folgen, den der Stern von Bethlehem aufzeigt, dem Weg Gottes.“ (Aus der Predigt von Papst Benedikt XVI. am 6. Jänner 2010)
Freitag, 1. Januar 2010
Wer ein leeres Herz hat, nimmt nur flache Bilder ohne Tiefe wahr.
n Wirklichkeit sind wir nur dann, wenn wir Gott im Herzen haben, dazu fähig, im Gesicht des anderen einen Bruder in der Menschlichkeit zu erkennen, kein Mittel, sondern ein Ziel, keinen Rivalen und keinen Feind, sondern ein anderes Ich, eine Facette des unendlichen Geheimnisses des menschlichen Wesens. Unsere Wahrnehmung der Welt und besonders unserer Mitmenschen hängt wesentlich ab von der Anwesenheit des Geistes Gottes in uns. Es ist eine Art Resonanz: Wer ein leeres Herz hat, nimmt nur flache Bilder ohne Tiefe wahr. Je mehr wir dagegen von Gott bewohnt sind, umso empfänglicher sind wir auch für seine Gegenwart in allem, was uns umgibt: in allen Kreaturen, besonders in den anderen Menschen. Dennoch ist es manchmal schwer, gerade das menschliche Gesicht, wenn es von der Härte des Lebens und des Bösen gezeichnet ist, wertzuschätzen und es wahrzunehmen als Epiphanie Gottes. Wenn wir einander anerkennen und respektieren wollen als das, was wir sind, nämlich Brüder, sind wir also umso mehr darauf angewiesen, uns auf das Antlitz eines gemeinsamen Vaters zu berufen, der uns alle liebt, trotz unserer Grenzen und unserer Fehler. (Papst Benedikt XVI., Predigt am 1.1.2010)
Die Via Pulchritudinis
Die »via pulchritudinis«, der Weg der Schönheit, ist ein bevorzugter und faszinierender Weg, um sich dem Geheimnis Gottes zu nähern. Was ist die Schönheit, die Schriftsteller, Dichter, Musiker und Künstler betrachten und in ihre Sprache umsetzen, wenn nicht der Widerschein des Glanzes des ewigen Wortes, das Fleisch geworden ist? Der hl. Augustinus sagt: »Frage die Schönheit der Erde, frage die Schönheit des Meeres, frage die Schönheit der weiten und alles durchdringenden Luft. Frage die Schönheit des Himmels, frage die Ordnung der Sterne, frage die Sonne, die mit ihrem Glanz den Tag erhellt; frage den Mond, der mit seinem Schein die Finsternis der Nacht mäßigt. Frage die wilden Tiere, die sich im Wasser bewegen, auf der Erde wandeln, in der Luft fliegen: Seelen, die sich verbergen, Leiber, die sich zeigen; Sichtbares, das sich leiten läßt, Unsichtbares, das leitet. Frage sie! Alle werden dir antworten: Wir sind schön! Ihre Schönheit ist ein Bekenntnis. Diese vergängliche Schönheit, wer hat sie erschaffen, wenn nicht die unvergängliche Schönheit?« (Sermo CCXLI, 2: PL 38,1134). (Papst Benedikt XVI., 18.11.2009)
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