Montag, 23. April 2012

Benedikt XVI. und Fatima

Wer glaubt, daß die prophetische Mission Fatimas beendet sei, der irrt sich. Hier an diesem Ort wird jener Plan Gottes wieder lebendig, der die Menschheit seit frühesten Zeiten mit der Frage konfrontiert: „Wo ist dein Bruder Abel? […] Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden“ (Gen 4,9). Dem Menschen ist es gelungen, einen Kreislauf des Todes und des Schreckens zu entfesseln, den er nicht mehr zu durchbrechen vermag… In der Heiligen Schrift ist häufig davon die Rede, daß Gott nach Gerechten sucht, um die Stadt der Menschen zu retten, und ebendies tut er hier, in Fatima, wenn die Muttergottes die Frage stellt: „Wollt ihr euch Gott hingeben, um alle Leiden ertragen zu können, die er euch aufzubürden gedenkt, als Sühne für die Sünden, durch die er geschmäht wird, und als flehentliche Bitte um die Bekehrung der Sünder?“ (Memorias da Irmã Lúcia [Erinnerungen von Schwester Lucia], I, 162). In Anbetracht einer Menschheitsfamilie, die bereit ist, ihre heiligsten Pflichten auf dem Altar kleinlicher Egoismen im Namen der Nation, Rasse, Ideologie, Gruppe oder des Individuums zu opfern, ist unsere gebenedeite Mutter vom Himmel herabgekommen, um all jenen, die sich ihr anvertrauen, voller Hingabe die göttliche Liebe ins Herz zu legen, die auch in ihrem Herzen brennt. Zu jener Zeit waren es nur drei Personen, deren Lebensbeispiel sich – insbesondere durch die Weitergabe der Wandermuttergottes – in zahllosen Gruppen auf der ganzen Erde verbreitet und vermehrt hat, die sich dem Anliegen brüderlicher Solidarität widmen. Möge in den sieben Jahren, die uns noch vom hundertsten Jahrestag der Erscheinungen trennen, der angekündigte Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit näherkommen. (Papst Benedikt XVI., Predigt in Fatima, 13. Mai 2010)

Dienstag, 10. April 2012

GEBET FÜR DEN PAPST



Betet für mich, daß ich den Herrn immer mehr lieben lerne. Betet für
mich, daß ich seine Herde – Euch, die heilige Kirche, jeden einzelnen
und alle zusammen immer mehr lieben lerne. Betet für mich, daß ich
nicht furchtsam vor den Wölfen fliehe
(Predigt von Papst Benedikt XVI., 24. April 2005)

85. Geburtstag von Papst Benedikt XVI.



GEBET FÜR DEN PAPST

Gott, Du Hirt und Lenker aller Gläubigen, schau gnädig herab auf Deinen Diener Benedikt, den Du zum Hirten Deiner Kirche bestellt hast; laß ihn, wir bitten Dich, durch Wort und Beispiel seine Untergebenen fördern, auf daß er mit der ihm anvertrauten Herde zum
ewigen Leben gelange. Durch Christus, unsern Herrn. Amen.

Ein Almosen, welches dem Geber nicht weh tut, ist eher eine wohlwollende Handlung, als ein Almosen

Frederick William Faber
(Geistliche Konferenzen, London 1858)



Der Betrag des Almosens, und die Art, wie es gegeben wird, flößen mir ein Misstrauen ein gegen eine gewisse Frömmigkeit, namentlich in Beziehung auf die Wirklichkeit ihrer innerlichen Reue. Ein sehr innerliches Leben hat immer, oder fast immer, sehr äußerliche Resultate, und diese äußerlichen Resultate stimmen mit ihm selbst überein. Die Buße ist die beste Gewährleistung für die Innerlichkeit unserer Reue, und das Almosengeben macht namentlich einen Hauptbestandteil der Buße aus. Die innerliche Reue ist nicht ein Gefühl in uns, sondern eine Veränderung in uns, und wir können uns nicht leicht innerlich ändern, ohne es äußerlich kundzugeben.

Ich kann mich daher nicht zu dem Glauben bringen, dass eine anerkannt fromme Person, die im Almosengeben sehr behutsam ist, den echten Geist innerlicher Reue besitze. Nun aber ist es in unsern Tagen nicht ungewöhnlich, fromme Leute handeln zu sehen, als ob sie wirklich dächten, ihre Frömmigkeit in andern Stücken sei beinahe eine Dispens vom Almosengeben. Andere ferner, wenn sie geben, geben auf eine Weise, die ihren eigenen Launen schmeichelt, so, dass sogar beim Almosengeben die Eigenliebe ihre Rechnung finden soll. Überdies besteht der Edelmut nicht im Almosengeben.

Das gegebene Quantum muss im Verhältnis stehen zu den Mitteln des Gebers, aber noch mehr zu dem Grade des Opfers und der Selbstverleugnung, welche sein Almosen ihm auflegt. Verschwendung ist vielleicht an sich selbst nicht eine besondere Sünde, obwohl sogar dieses in Frage gezogen werden kann, aber sie ist die Mutter vieler Sünden und verträgt sich durchaus nicht mit dem geistlichen Leben. Dennoch sind fromme Leute besonders zur Verschwendung geneigt, wenn sie die Mittel haben.

Ein Almosen, welches dem Geber nicht weh tut, ist eher eine wohlwollende Handlung, als ein Almosen, und gewiss muss das Almosen, das ein genügender Beweis für die innere Reue sein soll, den Punkt erreichen, wo es eine handgreifliche Ungelegenheit verursacht, und eine echte Selbstverleugnung in sich schließt. Wenn nun eine anerkannt fromme Person sich einschränken muss, und ihre Einschränkung mit ihren milden Gaben beginnt, gibt dies nicht einen schweren Verdacht an die Hand in Beziehung auf die innere Selbstrache ihrer Reue? Sieht das aus, wie wenn ihr ihre Sünden immer vorschwebten, oder wie wenn sie die schriftgemäße Furcht vor vergebener Sünde hätte, oder wie wenn sie die Forderungen der göttlichen Gerechtigkeit mit irgendeiner kräftigen und herzlichen Andacht verehrte?

Verlasset euch darauf, wenn ein Mensch sich von seinem Gelde trennt, so ist dies einer von den Beweisen, dass er richtige Ansichten über Gott und die Sünde hat, und dieser Beweis ist dem Truge oder der Selbsttäuschung am wenigsten unterworfen. Wenn wir auf die Kleidung, auf die Equipage, auf die Möbel und die Kinder zuerst sehen, und dann nachher auf Gott, so ist es ganz offenbar, dass der wirkliche Platz Gottes im Herzen, gleichviel, was die Gefühle sagen mögen, nach der Kleidung kommt, nach der Equipage, nach den Möbeln und den Kindern. Denn Gefühle lassen sich leicht einbilden, und sind auch oft selbst sehr launisch, selbst wenn sie echt sind.

In nichts wird der echte Wert eines wirklich frommen Lebens mehr erprobt, als in der Verrichtung von Werken der Barmherzigkeit. Ein innerlicher Geist beweist sich in diesen äußern Tätigkeiten. Für die Armen auf eine geistliche Weise wirksam sein, erfordert viele Gnaden, und oft Gnaden von einer höhern Ordnung. Die natürliche Tätigkeit, welche die Anfänge der Werke unterstützt, artet zuletzt in Überdruss aus, und kämpft gegen die Beharrlichkeit derselben an. Eine geringe Beimischung natürlicher Gefühle, oder die Befriedigung einer natürlichen Neigung reicht oft hin, um Gottes Segen bei einem schwierigen Unternehmen zu verscherzen. Niemand führt wohltätige Plane aus, oder leitet milde Anstalten mit Erfolg, wenn er nicht zugleich für sein Werk eingenommen ist, und doch nicht daran hängt. Aber die Harmonie dieser anscheinend entgegengesetzten Eigenschaften setzt ein wohlbegründetes geistliches Leben voraus. Geduld, Liebe, Wachsamkeit, Empfindsamkeit, edelmütige Urteile, Großherzigkeit und eine standhafte Heiterkeit, — dies sind lauter notwendige Elemente für den dauernden Erfolg wirklicher Werke der Barmherzigkeit, in Verbindung mit jenem demütigen, verschämten Ernste, welcher ein so eigentümlicher Zug des christlichen Mitleids ist.

Für ein Werk der Barmherzigkeit betteln ist eine Übung der heiligen Armut, und wenige haben die Gnade, dieselbe durchzumachen ohne eine Menge lässlicher Sünden, die vielleicht in Gottes Augen die lässlichsten der lässlichen Sünden sind, die es geben kann. Die Kritiken müßiger Leute, die Zweifel eiskalter Menschen, die Engherzigkeit guter Menschen, und die Tadelsucht aller sind auch schwer zu ertragen, und doch ist ein Werk wenig wert und macht dem Teufel keine Unruhe, wenn es nicht diese ärgerlichen Belästigungen zu ertragen hätte. Von einigen Gesichtspunkten aus ist ein tätiger Heiliger ein komplizierteres Werk der Gnade, als ein beschaulicher.

Indessen wurde das Almosengeben nicht gerade als ein Besserungsmittel für die Weltlichkeit bestimmt. Könnte nicht in mancher Seele ein Licht aufgehen, wenn sie sich die Endursache des Reichtums deutlich vorstellen würde? Warum gibt es überhaupt reiche Leute, und was will Gott von ihnen? Denn es gibt nur eine einzige wirkliche Wahrheit in irgendeiner von den Tatsachen der Welt, und diese Wahrheit ist Gottes Meinung von der Tatsache, Gottes Absicht, warum er sie anordnete oder zuließ. Wozu sind nun die reichen Leute bestimmt? Sie sind nicht reich zu ihrem eigenen Besten. Das ist ganz klar. Das Heil eines Menschen besteht in der Rettung seiner Seele, aber es ist offenbar, dass der Reichtum ihm nicht hilft, seine Seele zu retten, eher das Gegenteil. Jesus wollte keinen Reichtum haben, als er kam. Ja, er sprach das Wehe über diejenigen, die ihn besitzen. Wenn die Heiligen ihn hatten, so entledigten sie sich desselben, so schnell sie konnten. Wenn das Evangelium wahr ist, so ist der Reichtum unter allen irdischen Dingen das, was uns am meisten vom Himmel entfernt. Warum sind denn einige Menschen in einer minder vorteilhaften Lage als andere, sofern es das Heil ihrer Seelen betrifft, dadurch, dass ihnen Reichtümer zum Lose gefallen sind? Wozu sind die reichen Leute bestimmt? Um die Beute der Armen zu sein. Beute? Ja, es gibt kein anderes Wort dafür. Die Reichen sind für die Armen da. Die Armen sind die Ursache und die Bedeutung der Reichen, wie sie auch ihr Heil sein werden.

Die Armen sind Gottes Adler, um die Reichen zu belästigen, zu plagen und auszuziehen. Der allein ist glücklich in seinem Reichtum, welcher sich von diesen Adlern Gottes zerreißen lässt, ohne den geringsten Widerstand. Dies ist es, Reicher! wozu du bestimmt bist. Gott hatte keine andere Absicht mit dir. Wenn ein Himmel und eine Hölle ist, so gibt es nichts, was dir zu wissen zuträglicher ist, als diese Eigentümlichkeit deiner Stellung. Sind die Armen lästig, habgierig, unersättlich, unbillig, unzählig, unerträglich? Es ist von dir unbilliger, dich zu beklagen. Sie wurden bestimmt, um von dir Beute zu holen. Du wurdest bestimmt, ihre Beute zu sein. Dies ist die ganze Erklärung von dir; gib also und schweige stille.

Dienstag, 10. Januar 2012

Jean Nicolas Grou: Richtiger Seeleneifer!

Ein Prediger, dem die Menschen zuströmen, ein Missionar, der von sich reden macht, ein Beichtvater, der seinen Beichtstuhl von vielen Beichtkindern umdrängt sieht, ein Seelenführer, der von weit und breit aufgesucht wird, sie alle schmeicheln sich leicht, dass sie viele Frucht bringen, und wenn man nach dem Augenschein urteilen dürfte, würde man es glauben. Die Welt lobt sie. Der Beifall bestärkt sie in der guten Meinung die sie von ihren Erfolgen haben. Sind sie aber auch mit Gott verbunden durch das Gebet? Sind sie vollkommen losgeschält von sich selbst? Sie mögen Acht haben, dass sie sich nur nicht täuschen ...

Man ist beschäftigt mit Arbeiten des Seeleneifers und der Nächstenliebe. Ist aber der Beweggrund auch reiner Eifer und reine Nächstenliebe? Geschieht es nicht vielmehr deshalb, weil man seine Befriedigung dabei findet und man weder das Gebet noch das Studium liebt, weil man es in seinem Zimmer nicht aushält und die Sammlung einem unerträglich ist?

Der ganze Aufwand ist umsonst, denn „nur die Heiligkeit des Lebens befähigt uns, an der Rettung der Seelen zu arbeiten.

Es ist zum Staunen, Männer zu sehen, die zum apostolischen Leben berufen sind und die ihren Ehrgeiz und ihre Eitelkeit in den heiligen Dienst der Verkündigung hineintragen. Was für Frucht können sie bringen? Sie haben es erlangt, was sie in sechs oder sieben Jahren erstrebt haben. Sie haben es erreicht, auf Kosten einer Unzahl von Sünden und Unvollkommenheiten. Was für ein Leben! Was für eine Vereinigung mit Gott! Wie wird sich Gott solcher Werkzeuge bedienen können?
„Höchstes Elend“ eines solcherweise geteilten Herzens! Fast völlige Unfruchtbarkeit eines rein natürlichen Eifers! Weil man sich nicht zu der zweiten Bekehrung hat entscheiden wollen, verpfuscht man sich das Leben, und zu all dem Übel kommt diese Bitterkeit noch dazu: Man weiß sehr wohl, dass man es sich verpfuscht.
Wir bringen ganze Jahre und oft ein ganzes Leben damit zu, darum herumzufeilschen, ob wir uns Gott ganz hingeben sollen. Wir können uns nicht dazu entschließen, das Opfer ganz zu bringen. Wir machen viele Vorbehalte: Neigungen, Pläne, Wünsche, Hoffnungen, Ansprüche, die wir nicht aufgeben wollen.