Mittwoch, 17. Februar 2010

Feria IV cinerum - Aschermittwoch


Sammelt euch Schätze im Himmel (Mt 6,20). Bedenke, o Mensch, daß du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst (Gen 3,19).

Hld 2,11: Schon ist der Winter gewichen, der Regen hat aufgehört und ist vorüber; jener fleischliche Winter, der die Seelen verroht, der alle geistliche Schönheit der Erde und der Seelen verblassen ließ und die Regungen der Herzen lähmte, der den nassen, unheilvollen Regen schimpflicher Vergnügungen hervorbrachte. Weichen und aufhören soll diese Zeit des Fleisches; vergehen sollen diese Tage und nicht mehr den Jahren zugerechnet werden; sie sollen ewiger Vergessenheit verfallen (Ijob 3,3.6). Komm, ja komm, günstige Zeit (Koh 6,4); kommt, ja kommt, Tage des Heiles (2 Kor 6,2); eure Augenblicke mögen zu Stunden werden, die Stunden zu Tagen, die Tage zu Wochen, die Wochen zu Monaten, die Monate zu Jahren, die Jahre zu Jahrhunderten und die Jahrhunderte zu dauernder Ewigkeit (Dan 12,3). Wenn auch die quakenden Frösche sich in den Sümpfen des Regens und dieser trüben Zeit erfreuten, so beglückwünschen doch die himmlische Nachtigal und die Turteltaube einander ob der Zeit der trockenen Fasten und der hellen Buße; sie erfreuen uns mit ihrem Gesang, verbunden mit den lieblichsten Stimmen der Buße und der Hoffnung. Hören wir Christus als Nachtigal singen: Sammelt euch Schätze ... Hören wir die Stimme der Kirche, der Turteltaube auf unserer Erde (Hld 2,12): Bedenke, Mensch, daß du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst. Das sind die einleitenden Gesänge der ganzen Fastenzeit; das sind die beiden Enden des Weges der Bußfertigen: der Ausgangspunkt von der Asche, der Zielpunkt, zum Himmel; von der Armseligkeit zu den Schätzen. Von diesen beiden soll die erste Predigt handeln, von den Mitteln die übrigen.

Sieh mich, Herr: Ich bekenne vor dir, Vater, Herr des Himmels und der Erde (Mt 11,25): Staub bin ich und Asche (Gen 18,27), und will dennoch Schätze sammeln von den Reichtümern deines Wortes; nicht nur für mich, sondern auch für meine vielgeliebten Kinder. „Was soll ich Armer tun?“ In mir sind alle Reichtümer des Elends und der Niedrigkeit verborgen, ja auch offenkundig; in dir aber sind alle Schätze der Weisheit und der Wissenschaft verborgen (Kol 2,3), wenn auch jetzt nicht offenbar. Aber die Schätze meines Elends sind in der Erde vergraben, die deinen sind im Himmel; und soweit der Himmel von der Erde entfernt ist, so fern sind deine Gedanken meinen Gedanken (Ps 103,11; Jes 55,9). Wie soll also der Mensch, d. h. meine Armseligkeit, Zugang finden zum erhabenen Herzen (Ps 64,7), d. h. zu deinen reichen Schätzen? Wie soll ich von Staub und Asche zum Himmel gelangen? Wohlan denn, meine Fürsprecherin, Himmelsleiter, Gottesberg, Mittlerin, durch die Gott zu meiner Armseligkeit kommt, erwirke mir, daß meine Armseligkeit vor Gott hintritt. Meine teuerste Mutter und Herrin, sage mir, ob jene Schätze der Weisheit und Wissenschaft nicht im Wort Gottes, im Sohn Gottes erstrahlten, ehe du ihn in deinem Schoß empfangen hast? Du aber, verehrungswürdigste Herrin, hast diese Schätze in deinem Leib bedeckt und verborgen; in ihm sind sie ja verborgen. Wer verbirgt sie demnach? Nicht du, heilige Jungfrau? Doch sage mir, gütigste Mutter, für wen verbergen denn die Mütter die Schätze, wenn nicht für ihre Kinder? Also hast du sie für uns verborgen. Doch breite nun aus, was du verborgen hast, da dein Sohn, vom Übermaß des Reichtums seiner Schätze erfüllt, gleichsam überfließt und ausruft: Sammelt euch Schätze im Himmel.

Herr, im Himmel gibt es nur Schätze der Weisheit, der Wissenschaft und der Güte. Du aber hast sie alle, denn alle sind in dir. Wieso sagst du dann: sammelt Schätze. Gib du selbst uns Schätze, und wir werden reich sein. Da deine Mutter sie gleichsam als Schatzmeisterin verborgen hat, befiehl, daß sie uns diese eröffne. Gütige Mutter, öffne uns, was du verborgen hast. Doch wenn wir Reichtümer gesammelt haben, verbirg diese Schätze wieder in uns, wie du sie in deinem Sohn verborgen hast. Du hast die Reichtümer des Sohnes unter der Niedrigkeit des sterblichen Leibes verborgen; in uns seien sie verborgen im Gedanken an den Tod und das Ende. Demütigste Herrin, lehre uns die Demut. Herr, Gott, bedenke, daß wir Staub sind und zum Staub zurückkehren werden. Willst du deine Macht zeigen am Staub, den der Wind des Todes vom Angesicht der Erde fegt, und willst du einen trockenen Strohhalm verfolgen? (Ps 1,5; Joh 13,25). Herr, vergib uns, und wir werden Buße tun. Gewähre uns vierzig Tage, und wenn wir nicht Buße tun, dann vernichte uns (Jona 3,4). Ja, Herr, im Eifer für deine Liebe will ich sprechen: Wie du gütig denen verzeihst, die Buße tun wollen, so gebe ich zu, daß du jenen nicht vergibst, die deiner spotten, Herr, und deine Barmherzigkeit mißbrauchen.

Ja, meine Brüder, wir sterben; das Reich Gottes naht immer mehr und durch die Buße werden unvergängliche Schätze erworben. Bekehrt euch daher und tut Buße (Joel 2,12f; Mt 3,2). Den Unbußfertigen droht ja die Strafe der Hölle, den Bußfertigen gehört das Himmelreich. Du aber, Herr, Vater, Sohn und Heiliger Geist, gib uns allen deinen Segen.

Um Holofernes zu töten, teuerste Brüder, machte sich die keusche Judit in zwei gegensätzlichen Gewändern bereit; denn zuerst trug sie ein Bußgewand und bedeckte sich mit Asche, dann legte sie die besten Kleider an und all ihren Schmuck (Jdt 9,1; 10,3). Um Holofernes zu besiegen, d. h. den Teufel mit all seinen Kriegern, der Welt, dem Fleisch und ihren Lockungen, müssen auch wir zweierlei tun, meine Brüder: 1. uns mit Sack und Asche bedecken, den Leib unterjochen, das Fleisch abtöten: Bedenke, Mensch ... Bekehrt euch zu mir in Fasten, Weinen und Wehklagen (Joel 2,12). 2. müssen wir die Seele mit allem Geschmeide schmücken: Sammelt euch Schätze. Weil aber die Seele wertvoller ist und die körperliche Übung der Schönheit der Seele dient, wollen wir zunächst vom Schätzesammeln sprechen.

Als Schatz bezeichnet man „in alter Zeit hinterlegtes Geld, an das sich niemand erinnert, so daß es keinen Eigentümer hat.“ Andere, wie Kaiser Leo (bei Hilaret) „bewegliche Güter, die von Unbekannten in alter Zeit versteckt wurden“. Augustinus (bei Thomas) meint dasselbe, ohne vom Alter der Zeit zu sprechen; er sagt aber, der Schatz bestehe entweder aus Geld, das dem Grünspan, aus Kleidern, die den Motten, oder aus Edelsteinen, die Räubern zum Opfer gefallen sind. In der Heiligen Schrift scheint das Wort Schätze sammeln dreierlei zu enthalten 1. das Sammeln (anhäufen), 2. von kostbaren Dingen, 3. die verborgen sind. So heißt es in Ex (28,12): Der Herr wird dir seinen besten Schatz öffnen, den Himmel. um dir zur rechten Zeit Regen zu gewähren. Im Himmel wird ja das Regenwasser gesammelt, das zu seiner Zeit kostbar ist, und in den Wolken verborgen. Num 20,6: Herr, öffne ihnen deinen Reichtum, die Quelle lebendigen Wassers. Ps 33,7: Er verschließt die Abgründe in den Schätzen. Ps 135,7: Er bringt aus seinem Schatz die Winde hervor. Dagegen wird auch die Anhäufung außergewöhnlicher Strafen ein Schatz genannt. Röm 2,5: Du häufst dir Zorn für den Tag des Gerichtes an. Dtn 32,33f: Drachengalle ist ihr Wein und unheilbares Gift. Ist das nicht bei mir verborgen und versiegelt in meinen Schätzen?

Was drückt nun der Herr damit aus? Offenbar spricht er von Fasten, Gebet und Almosen, von denen das ganze 6. Kapitel handelt; ihre Werke nennt er echte Schätze, wenn sie recht geschehen. Damit aber diese Werke zu Recht Schätze genannt werden können, müssen gleichzeitig drei Bedingungen erfüllt sein. 1. müssen viele gesammelt werden; niemand wird ja ein Goldstück einen Schatz nennen. Das zeigt er mit den Worten: Sammelt euch Schätze. Obwohl das ein Hebraismus ist, bezeichnet es doch eine große Menge: voll Erwartung erwarten, Tränen weinen, schreiend rufen, das bedeutet „viel“. So heißt Schätze sammeln, ungeheure Schätze anhäufen. Diese Habsucht der Kinder Gottes ist heilig, weil sie nie genug bekommen an guten Werken. Daher werden in der Heiligen Schrift die Armen und die Bettler fromm genannt, denn obwohl sie gute Werke im Überfluß haben, betteln sie doch immer. Ps 10,17: Das Verlangen der Armen (hat der Herr erhört). Ps 22,27: Die Armen werden essen und gesättigt werden. Mt 5,3: Selig die Armen im Geiste (griechisch Bettler; so Sa nach Maldonat). Mt 5,6: Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, d. h. die heilig sind, die stets danach streben. Leib und Geist sind Gegensätze, daher fast alles, was sie betrifft. Die äußere Habsucht ist die Wurzel aller Übel (1 Tim 6,10), die geistliche Habsucht die alles Guten. Die mich kosten, werden noch hungern, die mich trinken, werden noch dürsten (Sir24,28). Es gibt manche Christen, die sich mit einem noch so kleinen guten Werk begnügen; sei es, daß sie ein Vaterunser beten, einen Bissen Brot schenken, ein kleines Unrecht verzeihen, sie werden nie Schätze sammeln.

Wer aber sammeln will, muß auch das Kleinste beachten, Neues und Altes (Mt 23,52), im Kleinen treu sein (25,21), nichts geringachten; er wird seine Hand an Großes legen (Spr 31,19), an das Geschäft, und die Spindel ergreifen. Ihr seht die Bienen sich auf Rosen, Lilien und die größten Blumen niederlassen; sie sammeln den Honig aber ebenso aus Thymian, Rosmarin und anderen ganz kleinen Blumen, die aber nützlicher sind wegen ihrer Menge und weil der Honig in ihren engen Gefäßen besser geborgen ist und weniger verdunstet. Was sollt ihr demnach tun? Hört in dieser Fastenzeit das Wort Gottes, genießt es in der Eucharistie, fastet, gebt Almosen, besucht die Armen: das sind die großen Werke. Und was sind die kleinen? Enthaltet euch des Vergnügens unnützer Unterhaltungen, überflüssigen Schmuckes; beherrscht die geringsten Leidenschaften; verrichtet oft kleine aber sehr häufige Stoßgebete, sagt ein gutes Wort, demütigt euch, usw.

2. Es müssen kostbare Dinge gesammelt werden; denn wer gewöhnliches Metall sammelt, wird weniger einen Schatz sammeln als irgendeinen Haufen. Es gibt ein Herrenwort: „Seid tüchtige Geldwechsler“ (bei Cassian, Coll. 1, c. 20, der die Stelle bewundernswert auslegt). Das zeigt der Herr mit den Worten (Mt 6,16): Wenn ihr fastet, macht nicht wie die Heuchler ein finsteres Gesicht, um von den Menschen gesehen zu werden. Das ist ein Fasten, aber ein falsches, wertloses und nichtiges: 1) weil er ein Heuchler ist; 2) weil es geschieht, um von den Menschen gesehen zu werden. Dieses Fasten ist ein Schatten des Hungers, weiter nichts. Amen, ich sage euch, sie haben ihren Lohn empfangen, d. h. (den Lohn ihrer) Eitelkeit. Ps 4,3: Wozu liebt ihr die Eitelkeit? Eitle Werke erhalten als Lohn Eitelkeit.

Du willst fragen: Wie soll ich fasten? 1. Du aber, der du kein Heuchler bist, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht (Mt 6,17). Hieronymus: Er spricht nach dem Brauch des jüdischen Volkes; denn an Festtagen und bei Gelagen salbten sie das Haupt und wuschen das Gesicht. Zeigt euch festtäglich, setzt eure Feiertagsmiene auf. Chrysostomus sagt: das Haupt ist Christus; wir salben es durch Barmherzigkeit gegen die Armen, etc. Wasche das Gesicht, d. h. das Gewissen. Augustinus: Salbe das Haupt, d. h. den Geist, den höheren Teil der Seele, in geistlicher Freude; wasche das Gesicht, d. h. die niedere Seele, die durch die Sinne wirkt. Daher sagt Bernhard: „Wenn nur die Kehle gesündigt hat, soll sie allein fasten; haben aber auch die anderen Glieder gesündigt, warum sollen sie nicht ebenfalls fasten?“ (siehe die Stelle zum Wort Fasten). – 2. Wascht euch, seid rein, entfernt das Übel aus euren Gedanken (Jes 1,16). Wasche dein Herz von Bosheit rein, Jerusalem (Jer 4,14). So zeige mir dein Gesicht, deine Stimme klinge an mein Ohr (Hld 2,14). So ist dein Gesicht schön und anmutig, klingt auch deine Stimme angenehm. Sing mir kein Lied, ehe ich dich von Angesicht gesehen habe. Gott schaute auf Abel und auf seine Gaben (Gen 4,4). So wünsche ich also, daß ihr alle euch über diese Zeit des vierzigtägigen Fastens freut und sogleich beichtet, damit eure Werke aus Gold sind und geeignet, von ihnen Schätze zu sammeln.

3. Man muß seine Absicht ausrichten, denn von ihr hängt die Güte des Werkes ab. Wenn auch die meisten meinen, so u. a. Suares, sie müsse nicht notwendig ausdrücklich und aktuell sein, so ist es doch sicherer und besser, eine ausdrückliche Absicht zu haben und die Augen auf Gott zu richten. Ps 123,1f: Zu dir erhebe ich meine Augen, der du im Himmel wohnst; wie die Augen der Sklaven auf die Hände ihrer Herren gerichtet sind. Auf die Hände sind sie gerichtet, denn was die Hände des Herrn anzeigen, suchen die Hände des Sklaven zu tun. Das Auge aber mahnt, es zu tun. Hld 4,9: Mit einem deiner Augen hast du mich verwundet. Daraus folgt: Laß die Menschen nicht merken, daß du fastest, sondern deinen Vater, der im Verborgenen sieht; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vergelten (Mt 6,18). Er wird dir vergelten, was du ihm zuliebe tust, doch nicht das gleiche, sondern reichen Lohn. Die Insel Halones, die einst den Athenern gehörte, wurde von Räubern besetzt. Philipp von Mazedonien eroberte sie zurück. Die Athener verlangten von ihm, daß er sie zurückgebe. Er versprach, sie ihnen zu schenken, nicht zurückzugeben. Die Athener wollten sie nicht als Geschenk, sondern zurückerstattet haben. Vergelten bedeutet eine Verpflichtung; Gott hat sich allerdings zur Belohnung verpflichtet. Daher heißt es Hebr 6,10: Gott ist nicht ungerecht, daß er eurer Werke vergäße.

4. Um die Schätze besser zu verbergen, müssen wir sie mit der Asche der Demut bedecken. Die Erze liegen unter trockener und unfruchtbarer Erde. „Bedenke, Mensch.“ Den Ausspruch Augustins vom Pelikan (am Anfang der Rückseite) bringen. Den Vergleich vom Blutsauger vortragen. Sir 24,19f: Auf den Plätzen verströmte ich den Duft wie von Zimt und Balsam. Der beste Balsam sinkt zu Boden, das Olivenöl schwimmt obenauf. Die Liebe bringt gute Werke hervor, die Demut bewahrt sie. Die Bienen bereiten den Honig, und um ihn zu bewahren, machen sie das Wachs. Sammelt Schätze im Himmel. Ermunterung. Seht, der Winter ist gewichen, wie am Anfang.

Um die Motten und Schaben zu hindern, daß sie das Tuch zerstören, muß man das Tuch mit Aluin bedecken, einer bitteren Pflanze wie der Absinth, wenn es nicht eine Absinth-Art ist. Ebenso schützt eine Schlangenhaut, über die Kleider gebreitet, diese vor Motten und anderem Ungeziefer. Die Haut der ersten Schlange ist der Tod, den sie uns gebracht hat. Ebenso bedeutet die Haut der Schlange die Buße.

Der hl. Augustinus zu Ps 102,7: Wie der Pelikan in der Wüste: „Man sagt, diese Vögel töten ihre Jungen durch Hiebe ihres Schnabels und betrauern sie dann drei Tage; schließlich verwundet sich die Mutter selbst und besprengt sie mit ihrem Blut, durch das sie wieder lebendig werden. Christus hat uns gegenüber väterliche Macht und mütterliche Liebe, wie die Henne (Mt 23,37), die ihre Jungen mit Autorität sammelt und mit Liebe wärmt. So war Paulus Vater: Denn hättet ihr auch zahllose Lehrer, so doch nicht viele Väter (1 Kor 4,15); er war ebenso Mutter: Meine Kindlein, die ich von neuem gebäre (Gal 4,19). Wie Christus uns mit seinem Blut Leben schenkt, ist klar; nicht dagegen, wie er uns mit seinen Mund tötet. Aber er tötet, wie er Paulus wie tot zu Boden warf, und belebt, wie er ihn zu predigen sandte (Apg 9,4.15). Christus tötet alle Sünder mit seinem Mund, da er sie tötet und in die Unterwelt führt und dadurch zeigt, daß sie den ewigen Tod verdient haben; die Reue ist gleichsam der Tod der sündigen Seele. Doch die er des Todes würdig erweist, belebt er wieder durch das Verdienst seines Blutes und führt sie zu neuem Leben. So tötet auch jetzt die Kirche: „Bedenke, Mensch, daß du Staub bist.“ Dann belebt sie euch wieder: Sammelt Schätze ... (hl. Franz von Sales, Predig am Aschermittwoch, Annecy, 04. März 1609 )

Sonntag, 7. Februar 2010

Im Herzen des Menschen, wo sich die Keime für ein geheimnisvolles Übereinkommen mit dem Bösen finden lassen


Der Evangelist Matthäus überliefert uns folgende Worte Jesu, die beim Streitgespräch über Reinheit und Unreinheit ansetzen: „Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. […] Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken“ (Mk 7,14-15.20-21). Über die Frage der Pharisäer hinaus, die sich unmittelbar auf die Speisevorschriften bezieht, können wir an ihrer Reaktion eine ständige Versuchung des Menschen ausmachen: den Ursprung für das Böse außerhalb seiner selbst zu suchen. Viele der modernen Ideologien gehen, wie klar zu erkennen ist, von dieser Voraussetzung aus: Weil die Ungerechtigkeit „von außen“ kommt, ist es zur Verwirklichung der Gerechtigkeit hinreichend, die äußeren Umstände, die ihre Umsetzung behindern, zu ändern. Diese Vorstellung – warnt Jesus – ist naiv und kurzsichtig. Die Ungerechtigkeit, die aus dem Bösen hervorgeht, hat nicht nur einen äußeren Ursprung; sie gründet im Herzen des Menschen, wo sich die Keime für ein geheimnisvolles Übereinkommen mit dem Bösen finden lassen. Diese bittere Einsicht gewinnt der Psalmist: „Denn ich bin in Schuld geboren, in Sünde hat mich meine Mutter empfangen“ (Ps 51,7). Ja, der Mensch ist durch einen tiefen Stoß zerbrechlich geworden, der ihn unfähig zur Gemeinschaft mit seinem Gegenüber gemacht hat. Von Natur aus offen und fähig zum Austausch, spürt er in sich eine seltsame mächtige Macht, die ihn dazu bringt, sich in sich zu verkrümmen, sich über und gegen die anderen durchzusetzen: Dies ist der Egoismus, die Folge der Erbschuld. Als Adam und Eva, verführt durch die Lüge Satans, wider das göttliche Gebot die geheimnisvolle Frucht gegessen haben, setzten sie an die Stelle der Logik der Liebe jene des Misstrauens und des Widerstreitens, an die Stelle der Logik des Empfangens, der vertrauensvollen Erwartung gegenüber dem Nächsten jene gierige, raffende, egoistische (vgl. Gen 3,1-6). So spürten sie am Ende ein Gefühl der Unruhe und Unsicherheit. Wie kann sich der Mensch aus diesem egoistischen Zwang befreien und sich für die Liebe öffnen? (Papst Benedikt XVI., Botschaft zur Fastenzeit 2010)

Wie wichtig ist es, daß der Boden recht bereitet ist



Sonntag Sexagesima (Vorfastenzeit)

Der Same ist das Wort Gottes (Lk 8,11)

Kostbarer und bewunderswerter Same, der vom Himmel genommen ist, in die Erde gelegt wurde und zum Himmel emporsteigt; Same, der aus sich selbst ewige Frucht bringt, aber ein zarter Same, der keinerlei Frucht bringt, wenn er nicht von einem guten Erdreich (Lk 8,8) aufgenommen wird, sondern das Erdreich um so abscheulicher macht, als er bewundernswert und kostbar ist (1 Kor 11,29). Der Same ist das Wort Gottes. Die gleiche Sonne zeigt im Frühling die Schönheit der Gärten, der Felder und Wiesen, der Haine und der lachenden Fluren, enthüllt aber auch die Häßlichkeit der Gossen und Kloaken. Ebenso läßt der gleiche Same, der die Kostbarkeit eines guten Feldes zur Geltung bringt, die Unfruchtbarkeit der anderen erkennen und führt zu deren Geringschätzung. Wie wichtig ist es deshalb, daß der Boden recht bereitet ist, um diesen heiligen Samen aufzunehmen. (Hl. franz von Sales, Predigt in Annecy, 09. Februar 1597)